Natürlicher Pflanzenschutz

Hauptsache weg mit den Schädlingen? Nein, so einfach ist es nicht: Warum chemische Pflanzenschutzmittel mehr schaden als nutzen und welche natürlichen Mittel für Ihren Garten die bessere Wahl sind.

Ökologische Systeme sind dynamisch; so kommt es vor, dass einzelne Tier- und Pflanzenarten erheblich überhand nehmen, wenn die Verhältnisse im System für diese Arten gerade günstig sind.  Auch Arten, die wir – voreilig – als Schädlinge bezeichnen. 

Was geschieht, wenn wir Schädlinge mit Pestiziden bekämpfen?

  • Chemische Mittel töten nicht nur die unerwünschten Insekten, sondern auch deren Gegenspieler, die sogenannten Nützlinge. 
  • Nach Aussagen von Biologen werden Schädlinge bei solchen Verfahren schneller resistent als die Nützlinge.
  • Es bleiben Rückstände im Boden und auf der Pflanze

Vorbeugen ist der beste Pflanzenschutz

Dabei gibt es viele biologische Alternativen, zu denen Sie greifen können, schon bevor ein Schaden entsteht: 

  • Fördern Sie Nützlinge.
  • Wählen Sie den richtigen Standort für Ihre Pflanzen.
  • Halten Sie den Boden gesund.
  • Vermeiden Sie Monokultur, pflanzen Sie die richtigen "Nachbarn".
  • Verwenden Sie mechanische Mittel, Seifen oder Jauchen.
Gesunde Pflanzen gedeihen am geeigneten Standort und in Mischkultur
 

Auf dieser Seite

Was sagt die Kieler Gartenordnung?

Abschnitt 2.8. der Kieler Gartenordnung verbietet den Gebrauch von chemischen Unkrautbekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln sowie von schädlichen Salzen. Ausnahmen sind streng geregelt.

Kieler Gartenordnung herunterladen

Nützlinge im Garten

Nützlinge fördern ist ganz einfach: Schaffen Sie ihnen Lebensräume, zum Beispiel Hecken. Im Zusammenhang mit blühenden Randstreifen können sich hier nützliche Insekten wie Schlupfwespen, Florfliegen, Schwebfliegen, Raupenfliegen und viele andere Arten entwicklen, die sich als erwachsene Tiere hauptsächlich von Nektar ernähren.

Vor allem Vögel sind unermüdliche Helfer bei der Schädlingsbekämpfung. Entsprechend gilt es, ihnen dort Nistmöglichkeiten zu schaffen, wo sie fehlen. Indem man Zweige zusammenbindet, Reisighaufen errichtet und Nisttaschen baut, schafft man Nisthilfen für frei brütende Vogelarten wie Rotkehlchen, Zaunkönig, Grassmücken, Finken, Drosseln, Heckenbraunelle, Baumläufer und andere.

Foto: Permakulturzentrum Kiel e.V.
 

Pflanzen stärken gegen Schädlinge

Mit Brennnesseljauche Schneckenfraß vorbeugen
Brennnesseljauche fertig fermentiert und einsatzbereit
1/7
Um Jauche anzusetzen, braucht es verschließbare Gefäße und eine Pumpe
2/7
Für den Einsatz etwas Jauche mit der Pumpe aus dem Faß in die Gießkanne füllen
3/7
Die Kanne sollten Sie mit 20 Prozent Jauche ...
4/7
... und 80 Prozent Wasser befüllen.
5/7
Gießen Sie die Jauche-Wasser-Mischung auf Ihr Beet.
6/7
So gestärkte Pflanzen sind widerstandsfähiger gegen Schneckenfraß.
7/7
 

Die Brennnessel

Eine unscheinbare Pflanze stellt sich auf den zweiten Blick als sehr wertvoll heraus: die Brennnessel. Aus ihren Blättern lässt sich ein sehr hilfreiches Pflanzenstärkungsmittel ansetzen. 

Die Brennesseljauche ist durch ihren hohen Stickstoffgehalt als potenter Dünger bekannt.

Es braucht:

  • ein Gefäß mit Deckel
  • Wasser
  • frische Blätter der Brennessel (1 Kilogramm pro 10 Liter Wasser)

Gießen Sie das Wasser über die Brennnessel und decken Sie den Sud ab.

Nach drei Wochen können Sie die Jauche im Verhältnis 1:10, maximal 2:10 mit Wasser verdünnt auf starkzehrenden Pflanzen wie Tomaten oder Kohl ausbringen. Aber bitte nicht über die Blätter! Der beste Zeitpunkt ist abends, damit der Geruch über Nacht verfliegen kann.

Ist die Pflanze gut versorgt, ist sie weniger anfällig für Krankheiten und Fraßfeinde.

Zur Pflanzenstärkung kann man zum Beispiel Brennnesseljauche ausbringen. Sie ist unter anderem ein guter Stickstofflieferant, welchen die Pflanzen in der Wachstumsphase besonders benötigen.

Ebenfalls geeignet ist die Jauche von Beinwell (Symphytum officinalis). Sie liefert neben Stickstoff vor allem Kalium und Calcium, was besonders im Herbst gebraucht wird, um die Zellen der Pflanze zu stärken, damit ihr fallende Temperaturen nicht mehr viel anhaben können.

Außerdem ist es ein wirksamer Schutz gegen Blattlausbefall, da die kleinen Sauger es bei gut gestärkten Zellwänden eher schwer haben.

 

Pflanzen, die Schädlinge fernhalten

Besonders nachhaltig ist es, wenn Sie zwischen die Kulturpflanzen Pflanzen setzen, die bestimmte Aromen an Wurzeln oder Blättern ausdünsten.

  • Schadinsekten meiden beispielsweise die Nähe von Knoblauch, Zwiebeln und Schnittknoblauch.
  • Lavendel hält Wespen, Blattläuse und Ameisen fern.
  • Der Geruch von Ysop (Hyssopus officinalis) soll Schnecken fernhalten.
  • Minze vertreibt Schnecken und den gefräßigen Kohlweißling. Auch einige Salbei-Arten haben den Effekt.
 

Auch interessant

Nachbarschaften planen

Standort und Belüftung

Finden Sie heraus, was Ihre Pflanze benötigt. Geben Sie ihr den richtigen Standort. Ist die Pflanze nicht am richtigen Platz, das heißt, steht sie im Schatten und benötigt Vollsonne, braucht sie einen durchlässigen Boden und steht auf lehmigem Untergrund, so kann man mit einer höheren Anfälligkeit rechnen.

Viele Pflanzen mögen gute Durchlüftung am Standort (zum Besipiel Tomaten). Sorgt man also für regelmäßigen Luftaustausch, so verringert sich bei einigen Arten der Befall von Pilzerkrankungen wie Mehltau oder Tomatenfäule.

Gut zu wissen

Überzüchtete Pflanzen sind wenig widerstandsfähig gegen Schädlinge und Krankheiten und zersetzen sich schnell, wenn sie nicht geschützt werden. Auch bei Pflanzen, die zu lange in der Anzucht waren – also zu zart ins freie Beet umgepflanzt werden – besteht die Gefahr, dass sie schnell zum Verspeisen entdeckt werden.

 

Auch interessant

Boden pflegen

Abhilfe bei Befall

Was tun, wenn's doch passiert?

Wenn der Befall da ist, greifen mechanische und natürliche Mittel: Entfernen Sie die befallenen Pflanzenteile und säubern Sie die Pflanze von den Schädlingen.  

  • Abspritzen der Tiere von den Blättern mit Wasserstrahl oder
  • Absammeln mit den Händen, weicher Bürste;
  • anschließend Seife und/oder Jauche aufsprühen (10 Prozent verdünnt); 
  • wenn möglich, Nützlinge ausbringen, z.B. Marienkäfern und nützliche Nematoden (Fadenwürmer).

  • Absammeln,
  • Schneckenzaun errichten,
  • Asche/Sand ums Beet herum streuen und
  • den Boden/Weg trocken halten;
  • Falle: Stück Holz oder ähnliches auslegen, unter dem sie sich verstecken; täglich einsammeln und auf den Kompost bringen; dort können sie weiterfressen und bei der Humusgewinnung helfen.

  • Netze oder Vliese während der Fruchtreife oder während der Flugzeit schädlicher Insekten einsetzen;
  • absammeln;
  • Nützlinge ausbringen (zu beziehen im Internet).
 
Kahlfraß muss nicht sein | Foto: Permakulturzentrum Kiel e.V.

Beratung & weiterführende Informationen