6. KIELER BILDUNGSKONFERENZ – DOKUMENTATIONGemeinsam Segel setzen – von der Kita in die Grundschule
Einleitung, Sprunglinks zu Abschnitten und Impressionen
Wie wollen wir den Übergang mit allen Beteiligten in der Bildungsregion Kiel gemeinsam gestalten? Welche Standards braucht es, damit Kinder gut von der Kita in die Schule kommen?
Etwa 65 Fach- und Lehrkräfte trafen sich am Mittwoch, den 20. April 2022, im Rathaus zur 6. Kieler Bildungskonferenz unter dem Titel „Gemeinsam Segel setzen – von der Kita in die Grundschule“ und diskutierten verschiedene Handlungsfelder zur Übergangsgestaltung.
Gemeinsam wurde herausgestellt, was in der Praxis bereits gut läuft und wo noch Luft nach oben ist. Ziel war es, an erfolgreiche Konzepte anzuknüpfen und für die Kieler Bildungslandschaft verbindliche Standards zu schaffen.
Ein zentrales Ergebnis der Bildungskonferenz war unter anderem die herausragende Bedeutung der Beteiligung der Kinder und Eltern für einen gelungenen Wechsel von der Kita in die Grundschule. Zudem wurde deutlich, dass eine gute Zusammenarbeit der beiden Bildungseinrichtungen Zeit und Ressourcen benötigt, um diese gut für alle zu gestalten.
Kurze Wege
Kontakt
Landeshauptstadt Kiel
Dezernat für Bildung, Jugend, Kultur und Kreative Stadt
Referat Bildungsmanagement
Fleethörn 9, 24103 Kiel
bildungsregion@kiel.de
Sina Bremer
Koordinatorin Übergang Kita-Grundschule
0431 901-2618
Sina.Bremer@kiel.de
Präsentationen der Vorträge
Vortrag 1: Prof.´in Dr. Kathrin Aghamiri - FH Münster
Vortrag 2: Dr. Michael Lichtblau - Universität Hannover
- Begrüßung von Bürgermeisterin Renate Treutel und Jan Stargardt
- Vortrag von Prof.‘in Dr. Kathrin Aghamiri: "Alle mit an Bord – Übergänge partizipativ gestalten"
- Vortrag von Dr. Michael Lichtblau: "Inklusive Übergänge - Herausforderungen und Gelingensbedingungen"
Kontakt
Landeshauptstadt Kiel
Dezernat für Bildung, Jugend, Kultur und Kreative Stadt
Referat Bildungsmanagement
Fleethörn 9, 24103 Kiel
bildungsregion@kiel.de
Sina Bremer
Koordinatorin Übergang Kita-Grundschule
0431 901-2618
Sina.Bremer@kiel.de
Workshopergebnisse | Gemeinsam Segel setzen - von der Kita in die Grundschule
In dem Workshop zum Handlungsfeld Kooperation und Kommunikation Kita und Grundschule setzen sich die Teilnehmenden mit Dr. Michael Lichtblau (Universität Hannover) vor allem mit den notwendigen Rahmenbedingungen für eine gute Zusammenarbeit im Übergang auseinander.
Es wurde von den Teilnehmenden herausgestellt, dass die Coronapandemie die Situation zusätzlich verschärft habe, zum Beispiel wenig Kennlernbesuche der Vorschulkinder in den Schulen stattfanden. Es wurde der Wunsch formuliert, den Wechsel in die Grundschule stärker in den Blick zu nehmen und wieder enger miteinander zu kooperieren.
Allerdings wurden von den Teilnehmenden die momentanen Arbeitsbedingungen, zum Beispiel Fachkräftemangel und zu viele geforderten Aufgaben, so herausfordernd beschrieben, dass eine gute Zusammenarbeit der Institutionen nur mit Überstunden bewerkstelligt werden könne.
Daher wird die Bedeutung von ausreichenden personellen und zeitlichen Ressourcen, zum Beispiel durch Sonderpositionen oder Ausgleich für Fachkräfte, die aktuelle viele Aufgaben übernehmen, im Workshop herausgestellt.
Als verbindliche Standards für die Stadt Kiel wurden Exkursionen an Grundschulen genannt, damit die Kinder einen kleinen Einblick und Vorstellung bekommen, von dem, was sie erwartet.
Zudem wurde von den Teilnehmenden betont, dass Kinder gefragt werden sollten, was sie beschäftigt und was sie sich wünschen.
Auch die Einbindung der Eltern wurde als wichtig erachtet und sich zum Beispiel für Elterninfoabende und im Kontext der Mehrsprachigkeit der Einsatz von Übersetzer*innen für gemeinsame Gespräche ausgesprochen.
Gemeinsam mit Franziska Berger (Landeshauptstadt Kiel) betrachteten die Workshopteilnehmenden die Barrieren und Gelingensbedingungen guter Netzwerkarbeit im Übergang Kita-Grundschule.
Als die wesentlichste Barriere wurde der Punkt der fehlenden Ressourcen genannt.
Es wurde zudem angeregt, bereits in der Ausbildung der Fach- und Lehrkräfte die Aspekte erfolgreicher Übergänge aufzunehmen und Brücken zu schlagen, damit die Fachkräfte gut aufeinander abgestimmt sind. Wichtig sei zudem, die Einbindung ALLER relevanten Akteur*innen und eine Kommunikation auf Augenhöhe.
Ein weiterer genannter Erfolgsfaktor war der Aufbau von Strukturen mit einem Regelwerk für die gemeinsame Zusammenarbeit sowie die Benennung verantwortlicher Personen. Es wurde festgehalten, dass Netzwerkarbeit ein Prozess ist, indem gemeinsame Ziele und Maßnahmen erarbeitet, evaluiert und gegebenenfalls nachgesteuert werden müssen.
Als wesentliches Ziel wurde eine ergebnis-, ziel- und kindorientierte Zusammenarbeit aller Beteiligten genannt.
Sichergestellt sein sollte aus Sicht der Teilnehmenden, dass Kinder und Eltern in die Gestaltung und Entwicklung der Netzwerkarbeit eingebunden sind.
Es benötigt zudem als Standard in Kiel für alle nachvollziehbare Strukturen. Grundsätzlich haben die Workshopteilnehmenden den Wunsch nach Leitlinien sowie den Wunsch, Synergieeffekte zu nutzen.
Elisabeth Dannenmann (Landesverband der AWO SH gGmbH) stellte in dem Workshop zur Kompetenzentwicklung für selbstwirksame Übergänge das Beispiel der Kompetenzgeschichten aus Neumünster vor. Diese Form der Dokumentation zielt vor allem darauf, ressourcenorientiert die Kinder aktiv an der Übergangsgestaltung und an der Weitergabe von Informationen an die Grundschulen zu beteiligen.
Die Teilnehmenden diskutierten über vorherrschende Stolpersteine in der Zusammenarbeit. Hier wurde zum einen die Kommunikationsgestaltung genannt, die zum Teil von gegenseitigen Beschuldigungen geprägt sei. Zudem gestalte sich das Zeitmanagement für gemeinsame Gespräche von Fach- und Lehrkräften teilweise als herausfordernd, da die Arbeitszeiten so unterschiedlichen seien (vormittags vs. nachmittags).
Als Erfolgsfaktoren wurden auch in diesem Workshop ausreichende Ressourcen und verbesserte Rahmenbedingungen genannt.
Positiven Einfluss auf die Kooperation haben laut der Teilnehmenden zudem regelmäßige Kooperationstreffen für einen verlässlichen interdisziplinären Austausch, gemeinsame Fortbildungen von Fach-und Lehrkräften sowie gegenseitige Hospitationen.
Die Priorität bei der Entwicklung von Standards haben der direkte Austausch untereinander, die Einbindung der Eltern sowie die Förderung von Resilienz und Selbstwirksamkeit der Kinder.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Kathrin Aghamiri (Fachhochschule Münster) setzten sich die Teilnehmenden mit der Frage auseinander, was die Grundschule von der Arbeit der Kindertageseinrichtungen mitnehmen könnten.
Die Teilnehmenden sprachen sich für die Weiterführung der partizipativen Arbeit der Kita in den Grundschulen aus. Ebenfalls könnte die Portfolioarbeit in der Schule fortgesetzt werden. Es wurde die Bedeutung von Ritualen für Kinder thematisiert und die Idee geäußert, dass die Kinder ihre Rituale aus der Kindertageseinrichtung vorstellen und gemeinsam ein (neues) Ritual in der Schule entwickeln.
Es wurde des Weiteren der Vorschlag gemacht, die Schulkinder der 1.- und 2. Klasse in die Kitas einzuladen, um dort vorzulesen und die Fragen der Vorschulkinder zu beantworten.
Für eine gute Zusammenarbeit ist nach Ansicht der Teilnehmenden zudem der Besuch der Lehrkräfte in den Kindertageseinrichtungen, gemeinsame Weiterbildungen sowie gemeinsame Informationsveranstaltungen beider Bildungsinstitutionen sinnvoll.
Als weitere Idee wurde das Angebot von Gesprächskreisen für Eltern am Übergang genannt.
Als Gelingensbedingungen für eine gute Übergangsgestaltung wurde in dem Workshop die Einbindung der Schulkindbetreuung bei den Kooperationsgesprächen genannt. Auch wurde es als sinnvoll gesehen, dass die Schulkindbetreuung im Unterricht hospitiert.
Ähnlich wie in den anderen Workshops wurde auch hier über notwendige Ressourcen diskutiert und Koordinationsstunden für die Kindertageseinrichtungen gefordert.
Die Einbindung der Eltern sowie weiterer Kooperationspartner*innen wie der Eingliederungshilfe wurde als bedeutend herausgestellt. In Bezug auf die Eingliederungshilfe wurde sich für Angebote an der Schule selbst und Poollösungen mit Perspektive auf das gesamte System ausgesprochen.
Die Teilnehmenden des Workshops betrachteten mit Sabine Redecker (Fachhochschule Kiel) zu Beginn, auf welche positiven Aktivitäten in der Übergangsgestaltung in Kiel zurückgegriffen werden kann. Hier wurde die gute Kommunikation gegenüber den Eltern in Bezug auf die individuelle spielerische Vorschularbeit der Kitas sowie der gute Einbezug der Eltern bei den Sprachüberprüfungen und in der Sprachförderung genannt.
Ebenfalls positiv erwähnt wurde die Organisation der Schuleingangsuntersuchungen, die Kooperation mit den Beratungsstellen sowie in einigen Stadtteilen die guten Netzwerktreffen.
Als Wünsche formulierten die Workshopteilnehmenden mehr Flexibilität bei der Einschulung, zum Beispiel halbjährliche Einschulungen anzubieten, Betreuungssicherheit und bessere Standards in der Schulkindbetreuung, stärkere Vernetzung und Austausch sowie Transparenz.
Konkret wurde mehr Transparenz darüber gefordert, was Kinder brauchen bzw. „können müssen“ für den Übergang in die Grundschule.
Eine größere Beteiligung von Kindern und Eltern war ein weiterer formulierter Wunsch. Zum Beispiel wurde ein Elterncafé als eine Möglichkeit der Begegnung angeführt.
Als notwendige Standards beschrieben die Workshopteilnehmenden regelmäßige Entwicklungsgespräche mindestens zwei Mal im Jahr, verpflichtende Übergangsgespräche.
Darüber hinaus wurde eine Anpassung der Verfügungszeiten in der Kita und damit mehr Ressourcen als notwendige Verbindlichkeit genannt.
In Bezug auf die Elternarbeit forderten die Teilnehmenden mehr Qualifizierungen für die Lehrkräfte.