Internationales Kiel

Wir bauen Brücken

Wer sind die Personen, die die internationalen Partnerschaften Kiels prägen und voranbringen? Es sind Menschen aus den Verwaltungen, aus der Zivilgesellschaft, aus allen Lebensbereichen wie Kultur, Bildung oder Sport. Sie setzen sich ein für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und bauen Brücken in andere Kulturen.

Jeden Monat stellen wir eine*n Brückenbauer*in aus Kiel oder aus den Partnerstädten in einem Kurzinterview vor. Sie kennen Leute, die unbedingt dazugehören? Dann lassen Sie uns das gerne wissen.

 

Brest
Matthieu Chave - Internationale Abteilung der Stadt Brest

Herr mit kurzen Haaren und Bart vor einer Pflanze
Matthieu Chave, Foto: Brest Metropole

Wer bist du und was genau machst du?

Mein Name ist Matthieu Chave, und ich bin internationaler Projektmanager bei der Stadt Brest in Frankreich. Ich bin für mehrere Projekte der internationalen Abteilung zuständig:

Ich gestalte das Programm des Maison de l'International de la ville de Brest: Alle zwei Monate laden wir Unternehmen, Studenten, Verbände und die breite Öffentlichkeit zu verschiedenen Veranstaltungen wie Ausstellungen, Webinaren, Konferenzen und vielem mehr ein. Im Januar haben wir zum Beispiel das Webinar „Leben als Austauschstudent in Brest, Cadix und Kiel“ im Rahmen des SEA-EU-Projekts veranstaltet. 175 Studenten haben sich für dieses Webinar angemeldet, das wir gemeinsam mit unseren Partnerstädten Cadix und Kiel organisiert haben. Das Maison de l'International de la ville de Brest ist unser lokales öffentliches Büro, das sich mit internationalen Themen befasst und allen Menschen offen steht, die Fragen zum Thema Internationalität haben.

Ein großes Projekt, das mich seit einigen Jahren begleitet, ist eine Feldstudie über die Verbindungen von Brest auf der internationalen Bühne. Die Studie umfasst eine Menge verschiedener Bereiche wie Wirtschaft, Bildung, Vereins- und Kulturleben, Sport, die Bürgerschaft und noch mehr. Wir haben uns mit mehr als 50 Organisationen aus Brest getroffen, um ihre internationalen Beziehungen zu charakterisieren, und die Studie ist noch im Gange.

Außerdem bin ich gemeinsam mit meiner Kollegin Anne Guillaux für verschiedene Partnerschaften zuständig. Aktuell sind dies Denver (USA), Dun Laoghaire (Irland), Plymouth (Vereinigtes Königreich) und natürlich Kiel. Es gibt auch Partnerschaften mit Qingdao (China) und Rimouski (Kanada). Mit Rimouski nehmen wir an einem internationalen Projekt namens Océan Relance teil, um die Beziehungen zwischen Organisationen hier in Brest und in Rimouski in Bezug auf Meeresthemen zu stärken.

Nicht zuletzt fungiert unsere Abteilung als Kontaktstelle für internationale Wirtschaftsentwicklungsprojekte, zusammen mit unseren Partnern in Brest und der Bretagne.

Das sind meine feststehenden Projekte aktuell. Über das ganze Jahr können aber natürlich noch weitere entstehen. Es ist ein riesiges und spannendes Aktionsfeld!

Worum geht es in deinem aktuellen Projekt zwischen Kiel und Brest?

Wir hatten gerade eine Delegation aus Kiel unter der Leitung von Herrn Tovar, dem Kieler Stadtpräsidenten, zu Besuch. Anlass war der One Ocean Summit, der vom 9. bis 11. Februar in Brest stattfand. Der Kieler Stadtpräsident war einer der Redner beim Forum SEATIES - Cities and Territories Tackling Seal Level Rise. 34 Städte unterzeichneten abschließend die Sea'Ties-Erklärung während des One Ocean Summit, darunter New Orleans, Auckland, Dublin und natürlich Kiel und Brest. Insgesamt brachten die in Brest unterzeichneten Erklärungen mehr als 100 Vertreter aus allen Meeresregionen und aus mehr als der Hälfte der Wirtschaftszonen der Welt zusammen, um gemeinsam für den Schutz der Meere einzutreten. Es geht darum, die biologische Vielfalt und die Ressourcen der Ozeane zu schützen, gemeinsam dem Klimawandel zu begegnen und eine Reduktion des Plastikmülls im Meer zu erreichen. Die Ozeane sollen ganz oben auf die globale politische Agenda gesetzt werden.

Gleich nach dieser Delegationsreise sind wir mit Kiel schon in das nächste Großprojekt eingestiegen. Im Rahmen des Deutsch-Französischen Jugendwerks organisieren wir derzeit einen Jugendaustausch in Form eines Freiwilligendiensts. Am 28. April werden wir dazu ein Webinar anbieten, um das Projekt möglichen Interessenten vorzustellen und aufzuzeigen, was die Freiwilligen in unseren Büros in Kiel und Brest tun würden. Die Freiwilligen sollen die die Beziehungen zwischen unseren Städten stärken und neue Projekte entwickeln. Los geht es ab September 2022 für zwölf Monate.

Zu den weiteren festen Projekten mit Kiel gehören ein Mitarbeiteraustauschprogramm seit 2011 und gemeinsam organisierte Webinare zu verschiedenen Themen wie über das Studentenleben im Ausland oder über internationale Unternehmerinnen anlässlich des Weltfrauentages 2021.

Die beim One Ocean Summit unterzeichnete Seaties Erklärung
Die beim One Ocean Summit unterzeichnete Seaties Erklärung, Foto: Brest Metropole

Weshalb findest du internationale Arbeit wichtig?

Brest hatte schon immer internationale Verbindungen, insbesondere durch seinen Hafen, aber nicht nur. Brest war die erste französische Stadt, die 1959 eine Städtepartnerschaft mit einer amerikanischen Stadt (Denver) einging, obwohl der erste Austausch mit Denver bereits 1948 stattfand. Seitdem hat Brest zahlreiche Beziehungen mit Städten auf allen Kontinenten und 1964 mit Kiel geknüpft. Diese Beziehungen sind wichtig, um die Verbindungen zwischen den Bürger*innen hier und dort in den Bereichen Kultur, Bildung, Sport, Wirtschaft und vieles mehr zu stärken. In all diesen Jahren haben wir voneinander gelernt, haben wir Erfahrungen ausgetauscht.

Im Rahmen unserer Aktionen ist auch die internationale Solidarität von großer Bedeutung: Dazu zählen die finanzielle Unterstützung von Verbänden, die in Entwicklungsländern arbeiten, die Initiierung von internationalen Projekten zu Wasserfragen, die Organisation von Veranstaltungen in Brest, um das Bewusstsein für diese Herausforderungen zu schärfen und vieles mehr.

Was hat dich am meisten während deines Projekts mit Kiel überrascht?

Für mich war neu, dass die internationale Abteilung in Kiel auch für die Nachhaltigkeit zuständig ist! Ich halte das für eine großartige Idee, denn es ist deutlich geworden, dass wir ohne internationale Zusammenarbeit keinen Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel und die globale Erwärmung haben werden. Die Klimakrise ist global und braucht globale Antworten. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie Städtepartnerschaftsabkommen unsere Praktiken und unsere öffentliche Politik hinterfragen können.

Was würdest du anderen Engagierten, die ein internationales Projekt planen, mit auf den Weg geben?

Ich möchte andere Organisationen ermutigen, die „neuen“ digitalen Tools zu nutzen, die wir in den letzten zwei Jahren im Zusammenhang mit der Pandemie kennengelernt haben. Sie ersetzen keine physischen Treffen, aber diese digitalen Werkzeuge helfen uns, die Beziehungen über das Jahr hinweg zu stärken. Man kann Webinare mit Partnern initiieren, politische Treffen zwischen unseren Städten organisieren und vieles mehr. Internationale Projekte sind manchmal schwer aufzubauen und man braucht einen langen Atem, aber man muss immer nach neuen Möglichkeiten suchen, um internationale Kontakte aufrecht zu erhalten.

Eine blonde und eine dunkelhaarige Frau auf einem Balkon, links das Opernhaus Kiel.
Mitarbeiterinnenaustausch Kiel-Brest 2019, Foto: Landeshauptstadt Kiel

Die Interviews der vergangenen Monate

Januar 2022

Februar 2022

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