Nachhaltiges Kiel

Wir machen Zukunft

In Kiel gibt es viele engagierte Menschen, die sich mit guten Ideen und viel Tatendrang dafür einsetzen, dass unsere Fördestadt nachhaltig und zukunftsfähig wird.

Jeden Monat stellen wir eine*n Kieler Zukunftsmacher*in in einem Kurzinterview vor. Sie kennen Leute, die unbedingt dazugehören? Dann lassen Sie uns das gerne wissen. 

März 2022 Stefan Junker - Lehrer an der Max-Planck-Schule

Mann vor einem Schaukasten an Schulwand gelehnt
Stefan Junker, Foto: Viktoria Michel

Was hat Dich nach Kiel geführt?

Zunächst war es das Lehramtsstudium an der CAU, dann das Wohnen und nun mein Beruf. Mittlerweile wohne ich zwar nicht mehr direkt in Kiel, bin aber im Herzen nach wie vor Kieler, da ich die Stadt mit ihren vielen schönen, spannenden, innovativen und ganz besonderen Orten einfach richtig gern mag.

Was genau machst Du?

Ich bin als Lehrkraft bereits seit über 10 Jahren an der Max-Planck-Schule hier in Kiel mit den Fächern Geographie und Mathematik tätig. Gleichzeitig bin ich Studienleitung in der Aus- und Fortbildung am Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holsteinfür das Fach Geographie. Zudem wirke ich an Geographie-Schulbüchern mit – aktuell befindet sich gerade ein Buchprojekt zu den SDGs kurz vor der Ziellinie.

Welche SDGs sind von Deinem Engagement besonders berührt?

Für eine Lehrkraft liegt auf den ersten Blick sicherlich SDG 4 - hochwertige Bildung nahe. 

Besonders zentral ist allerdings SDGs 13 – das Engagement gegen die Klimakrise. Mit meinem Geographie-Profil durfte ich beispielsweise ein sehr lohnendes Projekt dazu in Kooperation mit Dr. Tobias Bayr vom Geomar und Carina Kruse vom Umweltamt durchführen. Dabei hat die Klasse ihre eigenen Fragen zur Klimakrise beantwortet und diese Antworten der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. 

Im Geographie-Unterricht beschäftigen wir uns aber natürlich mit allen 17 SDGs, aktuell leider besonders mit SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen.

Pin mit den Farben der Nachhaltigkeitsziele an einem Sacko

Warum findest du Nachhaltigkeit wichtig?

Wir leben leider in einer sehr unnachhaltigen Welt. 

In den letzten Jahren sehen wir durch die Klimakrise, die Pandemie, das Artensterben und aktuell durch den Krieg in der Urkraine, wie wichtig es ist, dass wir als globale Gemeinschaft nachhaltig handeln. Die SDGs sind dafür ein unglaubliches Geschenk. 

In einem historisch ganz besonderen Zeitfenster konnten sich 2015 alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen in dieser komplexen Welt darauf verständen, was wir zusammen bis zum Jahr 2030 erreichen müssen, damit wir den zukünftigen Generationen eine gute Zukunft ermöglichen können. Leider ist die Umsetzung dieser 17 Ziele längst nicht so weit, wie sie sein könnte bzw. sein müsste.

Mann lehnt an Backsteinwand mit dem Schriftzug der Schule

Kiel 2030 - was ist Deine Vision für unsere Stadt?

Unsere Stadt Kiel hat in meiner Vision die SDGs bis 2030 natürlich erreicht:

In der ganzen Stadt gibt es keine Armut und keinen Hunger mehr (SDG 1 & SDG 2). Zehn Jahre zuvor, im Jahr 2020 lag in Deutschland die Kinderarmut noch bei knapp über 20 Prozent. Die sehr gute medizinische Versorgung steht allen Bewohner*innen gleichberechtigt zur Verfügung (SDG 3). 

Alle Schulen in Kiel sind umgebaut und modernisiert worden, so dass ein innovatives und individuelles Lernen für jedes Kind möglich ist (SDG 4). Das Gendern ist zur Normalität geworden. Jeder Mensch wird als einzigartig und besonders wahrgenommen (SDG 5). Die vielen Trinkwasserspender in der Stadt nach dem Vorbild Rotterdam sind nicht mehr wegzudenken (SDG 6). Die Energie der Stadt kommt fast ausschließlich aus erneuerbaren Quellen (SDG 7). 

Nach dem Russland-Ukraine-Krieg 2022 beschloss die Stadt von ihrer Partnerstadt Aarhus zu lernen und bei der Fernwärme auf Geothermie und Biomasse statt Gas zu setzen. Zusätzlich haben die meisten Dächer mittlerweile Photovoltaikanlagen. 

Wie in vielen Städten ist die Vier-Tage-Woche zum Standard für das Arbeiten geworden (SDG 8). Viele Innovationen in Kiel sind in den verschiedenen Kreativzentren der Stadt entwickelt worden. Als das Leuchtturmprojekt gilt die von einem Architekturbüro aus Rotterdam neu gestaltete Alte Mu. Kiel gilt mittlerweile als bedeutendes Zentrum für nachhaltige Start-ups. Dadurch ist auch die Kreislaufwirtschaft in der Stadt enorm vorangekommen. 

Kiel ist zu einer echten Fahrradstadt geworden. Wie beim Vorbild Kopenhagen gibt es überall in der Stadt eigene Fahrradspuren, die vom übrigen Verkehr abgetrennt sind. 

Der ÖPNV mit dem Herzstück Stadtbahn ist so gut ausgebaut und aufeinander abgestimmt, dass die wenigsten Menschen noch ein eigenes E-Auto benötigen (SDG 9). Die autofreie Innenstadt ist von einer ehemaligen Konsummeile zu einer echten gemeinschaftlichen Mitte der Stadt geworden. 

Gleichzeitig ist es der Stadt Kiel mit verschiedenen sozialen Projekten gelungen, die Ungleichheiten deutlich zu reduzieren (SDG 10). Inspiriert vom Zero Waste Space hat sich das Bauen in Kiel in den letzten Jahren stark verändert. Holzhäuser wohin man schaut und generell werden fast nur noch nachwachsende Rohstoffe verwendet (SDG 11). 

Besonders viel hat sich bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes getan. War 2020 das Projekt „Urban Playground Mitte“ an der Hörn noch etwas Neues, so hat sich seitdem fast überall in Kiel die Attraktivität des öffentlichen Raumes enorm erhöht. Inspiriert von den vielen kreativen Ideen hat Kiel als Zero Waste City in Anlehnung an das Donut-Modell aus Amsterdam in vielen Bereichen fast gar keinen Abfall mehr (SDG 12). 

Neben den Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen ist die Klimaanpassung stark vorangeschritten. Sehr viele Fassaden und Dächer sind begrünt. Gleichzeitig sind in den letzten Jahren viele Grünflächen entstanden, was eine hohe Flächenentsiegelung bedeutet (SDG 13). 

Karten mit den Nachhaltigkeitszielen in einem Schaukasten

Das in Kiel ansässige Geomar Helmholtzzentrum für Ozeanforschung konnte mit beeindruckenden Forschungsergebnissen einen ganz wesentlichen Beitrag zu dem globalen Meeresschutzabkommen im Jahr 2025 leisten, das zu enorm positiven Auswirkungen in den Weltmeeren geführt hat (SDG 14). 

Nach dem Beispiel Andernach ist Kiel nun auch eine „essbare Stadt“ geworden. Viele öffentliche Beete und Bäume bieten Obst und Gemüse. Die Wildblumenbeete sorgen wieder für deutlich mehr Artenvielfalt in der Stadt (SDG 15). 

Ganz besonders erfreulich ist der nach dem Russland-Ukraine-Krieg 2022 entstandene globale Friedensprozess und die damit verbundenen Abrüstungen, die dazu geführt haben, dass Produktion von Kriegswaffen eingestellt wurde (SDG 16). In Kiel werden jetzt Forschungs-U-Boote zum Erhalt der Artenvielfalt gebaut. 

Auf politischer Ebene hat die Landeshauptstadt Kiel die Kooperation mit ihren 13 Partnerstädten noch deutlich intensiviert (SDG 17). Dabei agiert die Stadtpolitik nicht mehr nach Parteiinteressen, sondern die verantwortlichen Personen sehen sich als Zukunftsmacher*innen für die kommenden Generationen – frei nach dem Motto der Stadt Rotterdam: Make it happen!

Zugegeben, diese Vision ist optimistisch. Aber ich bin fest davon überzeugt: Wenn alle Kieler*innen mitanpacken und ihren wichtigen Teil beisteuern, dann können wir gemeinsam viel bewegen. Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir?


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