Nachhaltiges Kiel

Wir machen Zukunft - Archiv

In Kiel gibt es viele engagierte Menschen, die sich mit guten Ideen und viel Tatendrang dafür einsetzen, dass unsere Fördestadt nachhaltig und zukunftsfähig wird.

Jeden Monat stellen wir ein*en Kieler Zukunftsmacher*in in einem Kurzinterview vor. Sie kennen Leute, die unbedingt dazugehören? Dann lassen Sie uns das gerne wissen.

Dezember 2018: Eyke Bittner - Klimaschutzmanager

Eyke Bittner
Foto: Alexandra Brecht

Was hat dich nach Kiel geführt?

Mich hat es beruflich vor zweieinhalb Jahren an die Förde verschlagen. Als Wochenkieler zieht es mich täglich nach Kiel. Mich fasziniert immer wieder die positive und kreative Kraft.

Dabei hat Kiel genau die richtige Mischung: Groß genug für vielfältige Einflüsse, klein genug, um schnell die richtigen Personen zu finden, um das eigene Projekt weiter voran zu bringen. Eine fantastische Mischung, wenn man wie ich an einer positiven Zukunftsentwicklung arbeiten darf.

Was genau machst du?

Ich bin Klimaschutzmanager für den "Masterplan 100% Klimaschutz" bei der Landeshauptstadt Kiel und kümmere mich um den Bereich klimafreundliche Mobilität. Ehrlich gesagt, ist Klimaschutzmanager einer dieser Berufe, bei dem die nächste Frage in einem Gespräch immer lautet: „Und was macht man da genau?“ Die Frage ist mehr als berechtigt, weil das Aufgabenfeld unheimlich groß ist und man sich immer nur Schwerpunkte suchen kann, an denen man ansetzt.

Im Mittelpunkt meiner Tätigkeit steht das Ziel, dass Veränderung stattfinden soll. Hierfür bedarf es vieler Rollen, die ich einnehmen muss, um erfolgreich zu sein:

Ich bin Motivator: Klimaschutz zu betreiben bedeutet immer Veränderung, also mehr Aufwand als alles wie gewohnt weiterlaufen zu lassen. Daher gehört es zu meinen Aufgaben, Motivation für Veränderung zu schaffen.

Ich bin Fördermittelscout: Wenn die Motivation da ist, heißt das noch nicht, dass sich nicht finanzielle Hürden auftun. Zum Glück stehen oft Programme zur Verfügung, mit denen die Umsetzung gefördert werden kann. Vielfach muss man aber auch lernen, mit den Bestimmungen kreativ umzugehen. Hier berate ich und helfe bei der Antragsstellung.

Ich bin Türöffner: Viele Aktivitäten für mehr Klimaschutz finden natürlich auch von privater Hand außerhalb der Verwaltung statt. Um umgesetzt zu werden, brauchen sie jedoch irgendwann behördliche Genehmigungen. Auch hierfür bin ich Ansprechpartner.

Ich bin Berater: Was vor drei Jahren vielleicht noch keine Anwendungsreife besaß, kann heute realisierbar sein. Hier gilt es, auf dem aktuellen Stand der Technik zu bleiben. Manchmal hilft ein Impuls von Außen, den ich beisteuern kann.

Ich bin Optimist: Klimaschutz kann nur gelingen, wenn die Veränderung am Ende von allen gelebt wird. Natürlich lässt sich der Anspruch, alle zu erreichen, schwer einlösen. Dennoch hilft es nicht weiter, Trübsal zu blasen. Gemeinsam werden wir den Umschwung schaffen!

Welche SDGs sind von deinem Engagement besonders berührt?

Der Masterplan 100% Klimaschutz ist ein übergreifendes, integriertes Klimaschutzkonzept. Daher berührt dieser viele SDGs.

Am Prominentesten sicher das SDG 13 - Maßnahmen zum Klimaschutz. Aber auch Ziel 7 - Bezahlbare und saubere Energie, Ziel 9 - Industrie, Innovationen und Infrastruktur und Ziel 11 - Nachhaltige Städte und Gemeinden.

Insgesamt geht es darum, im Bereich der Mobilität einen Zukunftsmix zu bilden, der mit möglichst wenig Energie- und Rohstoffeinsatz den sozialen Wert herstellen kann, den Mobilität für Menschen besitzt.

Warum findest du Nachhaltigkeit wichtig?

Auch unter der Flagge Klimaschutz gibt es scheinbar einfache technische Lösungen, die aber, wenn man alle Faktoren in die Gewichtung mit einbezieht, keine wirklichen Lösungen sind.

Ein Beispiel dafür sind die Synthesetreibstoffe, wie sie von der Automobilindustrie verschiedentlich als Zukunftsoption ins Spiel gebracht wurden. Natürlich ist es bequem, wenn die gesamte Infrastruktur (Motorenherstellung, Tankstelle, Straßen etc.) so bleiben kann, wie sie heute ist. Aber für synthetische Kraftstoffe (Power to liquid) bräuchte man am Ende siebenmal so viel regenerative Energie, um ein Fahrzeug anzutreiben, als mit Batterien.

In solchen Fällen brauchen wir einen übergeordneten Blickwinkel, der die richtigen Fragen stellt: Was ist unserer Umwelt insgesamt eigentlich zuzumuten? Woher kommen die benötigten Ressourcen und wie werden sie gewonnen? Am Ende werden wir die Transformation nur schaffen, wenn auf die Belange aller Rücksicht genommen wird.

Daher ist es wichtig, eine grundsätzliche Perspektive einzunehmen. Dann lautet die Frage letztlich: Sollte für diesen Zweck zum Beispiel überhaupt ein Auto fahren oder stehen uns nicht eigentlich bessere Alternativen zur Verfügung?

Mit dem ‚Masterplan 100% Klimaschutz’ machen wir genau das. Die SDGs setzen dabei den Rahmen, welche Faktoren die Zukunftsszenarien noch berücksichtigen sollten, um eine langfristige positive Entwicklung in Kiel und der Welt zu ermöglichen.

Kiel 2030 - was ist Deine Vision für unsere Stadt?

Eine neue elektrische Stadtbahn hat das Angesicht der Stadt verändert. Die Prognosen zur Nutzung der Stadtbahn sind weit übertroffen worden, so dass neue Streckenäste bereits in der Planung sind. 

Aber auch Busse fahren fast ausschließlich elektrisch durch die Stadt. Mit dem Bau der Stadtbahn ist es gelungen, gleichzeitig gute Radwege zu schaffen, so dass auf den verbleibenden Autospuren größerer Straßen nur noch ein Bruchteil der Fahrzeuge fährt. 

Paket- und Lieferdienste sowie Handwerker nutzen zum allergrößten Teil Transportfahrräder, weil ein Auto in der Innenstadt zu nutzen, ökonomisch einfach keinen Sinn mehr macht. Das breite Angebot an Carsharing in der Stadt hat viele Kieler*innen dazu bewegt, auf ein eigenes Autos zu verzichten, so dass die ehemaligen Parkplätze am Straßenrand heute den Menschen zur Verfügung stehen.

Es sind Abstellplätze für Lastenfahrräder, Sitzgelegenheiten und Urban Gardening entstanden. Auf der Straße trifft man wesentlich mehr Menschen, die zudem viel mehr gemeinsam unternehmen. Überall in der Stadt sind Initiativen für nachhaltigen Klimaschutz entstanden. Das Ziel, bis 2050 die Klimaneutralität von Kiel zu erreichen, soll dank der positiven Entwicklung auf 2040 vorgezogen werden.


Logo The Global Goals for sustainable Development

Kontakt