Nachhaltiges Kiel

Wir machen Zukunft

In Kiel gibt es viele engagierte Menschen, die sich mit guten Ideen und viel Tatendrang dafür einsetzen, dass unsere Fördestadt nachhaltig und zukunftsfähig wird.

Jeden Monat stellen wir eine*n Kieler Zukunftsmacher*in in einem Kurzinterview vor. Sie kennen Leute, die unbedingt dazugehören? Dann lassen Sie uns das gerne wissen.

Januar 2021: Hauke Dentzin - Kiel Kann Mehr Zukunftsfestival

Portraitfoto
Foto: Gunnar Dethlefsen

Was hat dich nach Kiel geführt?

Mein Geographiestudium, das war 2015. Mittlerweile habe ich den Bachelor in Geographie abgeschlossen und studiere den Master Sustainability, Society, and the Environment.

Was genau machst du?

Noch während meines Bachelors habe ich Ende 2018 ein Praktikum beim interkulturellen Begegnungsprojekt kulturgrenzenlos e.V. absolviert. Dieses Praktikum mündete in mein Engagement für den Verein. Hier konnte ich erste Erfahrungen in der Eventorganisation sammeln. 

Schon damals fand ich den Gedanken es verschiedenen Leuten zu ermöglichen sich kennenzulernen, obwohl sie aus verschiedenen Gruppen der Gesellschaft kommen, spannend. Für kulturgrenzenlos waren das damals die Gruppen „Geflüchtete“ und „Studierende“. Hier erkannte ich, wie viel Potential ein lebenswertes Miteinander, ein offener Blick auf die Gesellschaft und die Bereitschaft, neue Leute kennenzulernen, mit sich bringen.

Als ich dann im Rahmen des Masterstudienganges vor der Aufgabe stand, ein eigenes Projekt auf die Beine zu stellen, wusste ich, dass ich diesen Fokus auf Offenheit und Begegnung gerne weiterführen würde. Das Resultat: Zusammen mit fünf Kommiliton*innen organisiere ich das Kiel Kann Mehr Zukunftsfestival. Wir merkten im Team schnell, dass das starke Bedürfnis nach Vernetzung und Zusammenarbeit zentral für unser Projekt sein sollte.

Verzögert durch Corona fand nach langer Planungsphase und vielen Anpassungen an die Covid-19-Richtlinien am 25. September 2020 „Kiel Kann Mehr. Ahoi!“ auf dem Anscharcampus statt. Als Partnerevent begleitete uns der Lange Tag der Stadtnatur!

Die Besonderheit von Kiel Kann Mehr ist, dass wir für die Mitmachangebote der Festivals - Workshops, Vorträge, Stände, Aktivpfade u.v.m - mindestens zwei Akteur*innen aus Kiel, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen, zusammenbringen, sogenannte Tandems. In diesen Tandems wird dann eigenständig ein Festivalangebot geplant. Bei Kiel Kann Mehr. Ahoi! waren zum Beispiel das Geomar gemeinsam mit dem Ocean Summit, das Bündnis eine Welt Schleswig Holstein e.V. zusammen mit den Students4future, sowie das Team aus KulturLife, kulturgrenzenlos und den Spielköpfen mit Workshops vertreten. Mit dem Tandemformat geben wir den Anreiz dafür, dass sich die Workshopgeber*innen auf neue, gemeinsame Ideen und Perspektiven einlassen. Letzten Endes werden diese neuen Einflüsse dann auch an die Festivalbesucher*innen weitergegeben. Wir haben uns außerdem sehr gefreut, als wir erfuhren, dass einige Workshoptandems auch nach dem Festival für eine zukünftige Kooperation in Kontakt geblieben sind.

Unsere gemeinsame Vision ist, dass die verschiedenen Akteur*innen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Stadtverwaltung ihre Ideen für eine gute Zukunft verknüpfen und im Dialog weiterentwickeln. So wollen wir möglichst viele Blickwinkel abdecken.

Momentan stecken wir mitten in den Planungen für die zweite Auflage des Events: Das Kiel Kann Mehr Zukunftsfestival 2021 wird am 1. Mai stattfinden. Natürlich sind wir schon jetzt dabei spannende Akteur*innen einzuladen.

Welche SDGs sind von deinem Engagement besonders berührt?

Das SDG 11 - nachhaltige Städte und Gemeinden - bildet die Kernelemente des Festivals wohl am besten ab. Im Endeffekt wollen wir einen Rahmen für Zusammenarbeit und öffentlichen Austausch bezüglich der Frage, wie wir in Zukunft alle gemeinsam in Kiel leben wollen, herstellen. Dieser Prozess sollte unserer Meinung nach auf Bürgerbeteiligung und gegenseitigem Verständnis fußen.

Die Workshops, die die Projekttandems bei unseren Festivals anbieten, empowern die Besucher*innen des Festivals durch praxisnahe, nachhaltige Bildung. Hier gibt es also Berührungspunkte mit dem SDG 4.

Als Förderer einer offenen, empathischen Gesellschaft stehen wir zuletzt für das SDG 16 - Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen.

Warum findest du Nachhaltigkeit wichtig?

Für mich ist wichtig, dass Nachhaltigkeit nicht einfach nur sicherstellt, dass wir in Zukunft (noch) gut leben können. Vielmehr geht es mir darum, dass wir uns schon im Hier und Jetzt wohl fühlen. Natürlich sollten wir jetzt handeln, um in Zukunft gut leben zu können, aber mich motiviert der Gedanke, dass die Auswirkungen von nachhaltigem Handeln auch jetzt schon zu bemerken sind. Das gilt in der Ökologie sowie in der Gesellschaft.

Nachhaltiges Bemühen ist für mich, dass wir uns jetzt als Kollektiv begreifen, um heute oder morgen schon in einer Gesellschaft zu leben, von der wir denken, dass sie noch weit weg sei. Jede Bemühung, die auf eine Verbesserung in der Zukunft abzielt, mobilisiert Kräfte in der Gegenwart. 

Nachhaltigkeit hat das Potential, Menschen zusammenzubringen und zu verbinden – und zwar genau jetzt. Dabei geht es nicht nur um die Rettung des Planeten, sondern auch darum, dass wir uns alle in unserem Umfeld mit unseren Mitmenschen wohlfühlen.

Nachhaltigkeit ist kreativ und regt dazu an, gemeinsam nach neuen Realitäten zu suchen. Selbst Spinnereien können Vorstellungen und Wünsche enthalten, die ernst genommen werden sollten. Der wichtigste Aspekt, unabhängig von Ökologie und Technik ist für mich der Umgang der Menschen miteinander.

Neben einer intakten Umwelt möchte ich den Menschen nach mir eine intakte Gesellschaft vermachen, die auf Kooperation, Empathie und Austausch und weniger auf Konkurrenz und Gewinnstreben basiert.

Kiel 2030 - was ist Deine Vision für unsere Stadt?

Eine Sache die mich an Kiel begeistert ist, dass ich oft Leute draußen treffe, auch wenn ich einfach nur spazieren gehe oder wohin fahre. Damit fühle ich mich irgendwie zuhause. In meiner Kiel-2030-Vision begegne ich also immer noch vielen Menschen, die sich gegenseitig begrüßen. In den Straßen und auf den Plätzen finden viele Unterhaltungen und Aktionen statt – man kennt sich hier. 

Viele kleine Projekte und Gemeinschaften haben dies ermöglicht, überall gibt es Orte und Ecken, an denen die Leute dazu eingeladen werden, offen aufeinander zuzugehen und sich auszutauschen. Auch bei Differenzen steht der Respekt gegenüber der anderen Meinung höher als der Drang, auf jeden Fall recht zu haben.

Mit dieser Maxime können gemeinsame, demokratische Lösungen besser gefunden werden. Durch diese Kultur ist das Vertrauen der Leute ineinander gewachsen, neue Gemeinschaften entstehen durch dieses positive Klima in der Stadt. 

Die Stadt unterstützt diesen Trend: Öffentliche Plätze und Grünflächen wurden ausgebaut, der öffentliche Raum ist gemütlich und lädt zum Verweilen ein, ähnlich wie es jetzt schon an der Kiellinie der Fall ist. Autolärm wurde zumindest in einigen Bereichen, durch das Surren von Fahrradreifen und vielleicht ja sogar einer Straßenbahn ersetzt. Die Veloroute 10 gilt als Vorreiterin für neue Wegführungen dieser Art. Stadtgartenprojekte sind außerdem auf vielen Grünflächen zu finden.

Die Menschen sind kreativ und haben den Drang und die Möglichkeiten, neue Ideen für das Leben in der Stadt und das Stadtbild umzusetzen. Die Stadt ist im Wandel, aber nicht hektisch. Das Ost- und das Westufer sind noch besser verbunden, nicht nur im Bereich der Mobilität, sondern auch in Freizeit und Arbeitsalltag. Die vielen Grünflächen in Kiel werden erhalten und bieten die perfekte Umgebung, um spazieren zu gehen oder sich eine Auszeit zu nehmen. Mehr Leute nehmen das wahr und schätzen diese Naherholungsgebiete.


Die Interviews der vergangenen Monate

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