KULTURSPUREN DÜSTERNBROOK
Zeichen deutsch-dänischer Freundschaft Marienhain

Ab 1805 lebten der dänische Kronprinz Friedrich und seine Frau Marie Sophie Friederike im Kieler Schloss. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein gehörten in dieser Zeit zum dänischen Gesamtstaat.

1807 ließ Friedrich eine befestigte Kastanienallee zwischen der Schlossallee und der heutigen Krusenkoppel anlegen.

So wurde das beliebte Ausflugsziel Düsternbrook mit der Stadt verbunden. Anfang 1808 erwarb die Stadt Kiel ein Gelände oberhalb der Krusenkoppel, ließ dort einen Park anlegen und von dem Architekten Axel Bundsen einen Pavillon im Stil eines antiken Tempels bauen.

Marie Sophie Friederike von Dänemark (Quelle: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek)

Bei der Einweihung der Anlage im August 1808 machte die Stadt sie Marie aus Dankbarkeit für die Errichtung der Allee und zur Feier der glücklichen Geburt ihrer Tochter Wilhelmine zum Geschenk. Auch sollte die Dankbarkeit der Bürger*innen dafür gezeigt werden, dass sie in Anwesenheit von Friedrich und Marie, die seit März 1808 König und Königin von Dänemark waren, das Düsternbrooker Gehölz nutzen durften. Die Beliebtheit der Königsfamilie in Kiel war zugleich ein Symbol der guten schleswig-holsteinisch-dänischen Beziehungen dieser Zeit.

Der Marientempel (Quelle: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek)

Axel Bundsen nannte das Gelände in seiner Rechnung an die Stadt ‚Marienhain‘, in der Bevölkerung setzte sich diese Bezeichnung aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch. Ab diesem Zeitpunkt wurde auch der Pavillon ‚Marientempel‘ genannt.

Ebenfalls von Bundsen wurde 1822 eine Seebadeanstalt auf dem Gebiet des heutigen Landeshauses im selben Stil wie der Pavillon erbaut. Vom Marienhain hatte man uneingeschränkte Sicht über die Seebadeanstalt bis zum Kieler Schloss. Friedrich VI. ließ festlegen, dass diese Sichtachse nicht verbaut werden durfte.

Auch nach dem Wegzug der Königsfamilie nach Kopenhagen suchte sie bei ihren unregelmäßigen Besuchen in Kiel den Pavillon auf. Ab 1837 lebte Prinzessin Wilhelmine mit ihrem Mann im Kieler Schloss. Sie ließ den Pavillon in dieser Zeit vergrößern und umgestalten.

Der Marientempel nach dem Umbau von 1934/35 (Quelle: Kieler Stadtarchiv) - öffnet eine vergrößerte Ansicht
Der Marienhain heute mit Blick auf das Landeshaus (Quelle: Julia Fendler) - öffnet eine vergrößerte Ansicht

1867 wurde Schleswig-Holstein preußisch und 1873 erwarb die Stadt Düsternbrook von der preußischen Regierung. Wilhelmine entschied sich daraufhin, den Marienhain der Stadt Kiel zurück zu schenken. Aus dem ‚Marientempel‘ wurde so ein Waldwärterhäuschen mit Getränkeausschank.

1934/35 wurde der Pavillon zum Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Es entstand der fast runde Sockel mit plattenbelegtem Vorplatz, welcher auch heute noch im Gelände zu sehen ist. 1944 wurde der Bau durch eine Bombe beschädigt und 1948 vollständig abgetragen.

Heute erinnern lediglich Mauerreste, Gebäudefundamente und eine Erinnerungstafel an den Beweis wechselvoller Geschichte dänisch-deutscher Freundschaft. Im Juni 2014 wurde der Marienhain durch das Grünflächenamt der Landeshauptstadt Kiel neu bepflanzt und gestaltet, um ihn als Aussichtsort noch attraktiver zu machen.


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