KULTURSPUREN MATROSENAUFSTAND
Arrestanstalt der Marine / Gedenktafel

Ein Bild der alten Adolfstrasse mit Marine Intendantur-Gebäude

3. November 1918: Schießerei in der Karlstraße

Nach einer Protestversammlung auf dem Großen Exerzierplatz im Vieburger Gehölz bildete sich ein Demonstrationszug aus circa fünf- bis sechstausend Menschen, der sich über die Hamburger Chaussee in die Stadt bewegte. Über den Bahnhof und die Altstadt ging es Richtung Feldstraße.

Das Ziel der Demonstranten war die Freilassung der gefangen genommen Matrosen des Schiffes Markgraf. Diese waren in der Arrestanstalt der Marine in der Karlstraße inhaftiert. Die Karlstraße befand sich am heutigen südlichen Ende der Feldstraße. Das gesamte Gelände zwischen Lornsenstraße, Feldstraße, Brunswiker Straße und Langer Segen gehörte 1918 der Marine und beherbergte neben der Arrestanstalt auch Kasernen und die Marineintendantur.

An der Karlstraße trafen die Demonstranten gegen 19 Uhr auf einen Zug der Torpedo-Division, der sie aufhalten sollte. Nach Warnschüssen feuerten diese Soldaten auch in die Menge, wobei sieben Menschen starben und 29 verletzt wurden.

Als Reaktion auf die Schießerei bildeten sich am 4. November der erste Arbeiter- und der erste Soldatenrat nach dem Vorbild der russischen Oktoberrevolution. In einem Artikel der sozialdemokratischen Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung wird die Wirkung der Schießerei wie folgt beschrieben: "Wohl waren sich die Matrosen schon lange ihrer Macht bewußt. Aber bisher hatten sie sie noch nie angewandt. Noch am Sonntag [3. November, der Tag der Schießerei] war nur ein geringer Teil von ihnen bewaffnet gewesen. […] Jetzt aber wußten sie, was zu tun war: bewaffnen!" 

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Am 4. November wurden nach Verhandlungen mit Gouverneur Souchon 16 der Inhaftierten freigelassen und von anderen Matrosen in Empfang genommen.

An der Stelle des Zusammenstoßes befindet sich heute das Gebäude Feldstraße 5, eine Kindertagesstätte. 1994 wurde von der AWO an der Fassade ein Bronzerelief des Künstlers Hilger Schmitz zur Erinnerung an die so genannten "erste Salve", die erste gewalttätige Auseinandersetzung des Matrosenaufstandes, angebracht. Das Relief wird von einer erklärenden Tafel begleitet. Auf dem ehemaligen Gelände der Arrestanstalt befindet sich heute das Karl-Lennert-Krebscentrum Nord des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.  

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