KULTURSPUREN MATROSENAUFSTAND
Wiker Balkon

Der Wiker Balkon

1. November 1918: Ankunft des III. Marinegeschwaders in Kiel

Ende Oktober 1918 bemühte sich die deutsche Regierung, einen Waffenstillstand zur Beendigung des Ersten Weltkrieges zu schließen. Im Gegensatz dazu beabsichtigte die Führung der Marine, einen letzten großen Angriff gegen die britische Flotte, die "Grand Fleet", zu unternehmen. Die Admiralität wollte lieber im Kampf untergehen, als sich zu ergeben.

Der Plan, die britische Flotte vom Reichkriegshafen Wilhelmshaven aus anzugreifen, wurde jedoch durch Meuterei der Matrosen der deutschen Hochseeflotte vereitelt. Die kriegsmüden Matrosen wollten nicht in einem sinnlosen Kampf sterben und so den Waffenstillstand gefährden. Außerdem sahen sie sich als Verteidiger des seit Anfang Oktober bestehenden parlamentarischen Regierungssystems, dessen Legitimität durch den Alleingang der Flotte gefährdet wurde.

Um die Situation zu entschärfen und weitere Meuterei zu verhindern, wurden die ca. 5.000 Matrosen des III. Geschwaders auf den Schiffen Markgraf, König, Bayern, Kronprinz Wilhelm und Großer Kurfürst in ihren Heimathafen Kiel verlegt. Noch während der Fahrt durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal (heute Nord-Ostsee-Kanal) wurden 47 Besatzungsmitglieder der Markgraf als Rädelsführer verhaftet.

Als das III. Geschwader am 1. November 1918 die Holtenauer Schleusen passierte, wurden die Gefangenen an Land gebracht. Sie wurden auf die Marinearrestanstalt in der Karlstraße (heute Feldstraße) und das Fort Herwarth bei Schilksee verteilt.

SMS Bayern, Linienschiff des III. Geschwaders; Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-R17811, CC-BY-SA

Den nicht verhafteten Matrosen wurde Landurlaub gewährt. Diesen nutzen sie dazu, die Freilassung ihrer Kameraden zu fordern - der Kieler Matrosenaufstand begann.

Vom 2012 eröffneten Wiker Balkon im neu angelegten Schleusenpark hat man einen guten Blick über den Nord-Ostsee-Kanal und die Schleusenanlage, an der die Schiffe des III. Geschwaders 1918 eintrafen. Zur Zeit können die Schleuseninsel und die dortige Ausstellung wegen umfassender Sanierungsarbeiten leider nicht besichtigt werden.

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