NACHHALTIGES KIEL
Raubbau verhindern

Mit unserem aktuellen Lebensstil wirtschaften wir über unsere Verhältnisse. Durch diese Art zu konsumieren, zehren wir die Naturvorräte der Erde so auf, dass sie sich nicht mehr aus eigener Kraft erneuern können. Das heißt: Wir leben auf Kosten unserer Kinder und Enkel.

Warum ist die Landeshauptstadt Kiel zuständig?

Deutschland steht ganz unten auf der Liste der Müllvermeidung in der Europäischen Union - nur Dänemark und Zypern erzeugen pro Kopf mehr Abfall. Kiel hat jedoch den Ehrgeiz, in Sachen SDG 12 ganz oben zu stehen. Daher hat Kiel sich auf die Agenda gesetzt, Bildungs- und Aufklärungsarbeit zu fördern, denn Abfallvermeidung steht auch im Kreislaufwirtschaftsgesetz an erster Stelle.

Mit Müllvermeidung durch Verpackungsvermeidung und Recycling setzen sich in Kiel sowohl der Abfallwirtschaftsbetrieb (ABK) als auch zivilgesellschaftliche Initiativen sowie Einzelhändler auseinander. So organisiert und veranstaltet der ABK jedes Jahr gemeinsam mit vielen Kooperationspartnern Workshops und Aktionen im Rahmen der Europäischen Woche der Abfallvermeidung.

Wer einmal seinen persönlichen ökologischen Fußabdruck berechnen lassen möchte, kann dies ganz einfach hier tun.

Das tut Kiel – nachhaltiger Konsum

Christina Lehmann von
Christina Lehmann motiviert mit ihrem Projekt „Umtüten“ die Kieler*innen, Ihren Müllkonsum zu hinterfragen und im Alltag umzudenken. Sie setzt sich für SDG 12 ein. - Foto: Sara Ghazi Alkoud

Klar, keiner von uns möchte beispielsweise in der Stadt auf Pflastersteinen laufen, die von Kindern in Steinbrüchen in Indien abgebaut wurden. Trotzdem orientieren sich Konsumentscheidungen oft ausschließlich am günstigsten Angebot. Und nicht an sozialen und ökologischen Bedingungen bei der Produktion. Davon sind auch kommunale Beschaffungsprozesse nicht ausgeschlossen. Sachzwänge sind hierfür verantwortlich. Da ticken Stadtverwaltungen und Privatpersonen ganz ähnlich.

Kommunale Aufträge

Da die Verwaltung im Rahmen der Beschaffung auch als Konsumentin auftritt, strebt Kiel im Rahmen des Machbaren dennoch an, bei städtischen Einkäufen und Auftragsvergaben nachhaltige Kriterien anzusetzen: So sollen nach Möglichkeit Anbieter*innen bevorzugt werden, die mit ihren Beschäftigten fair und mit der Umwelt besonders verantwortungsbewusst umgehen. Aufgrund des umfassenden Tätigkeitbereichs der kommunalen Verwaltung reicht die Spannweite hier von der Beschaffung von Büromaterialien über nachhaltig produzierte Schulbälle bis hin zu nachhaltigem (regionalem) Schulessen.

Kieler Nachhaltigkeitspreis

Seit 2016 fördert die Stadt nachhaltige Innovationen, indem sie jährlich den mit 5.000 Euro dotierten Nachhaltigkeitspreis ausschreibt. Seither hat sich eine Vielzahl an Kieler*innen mit interessanten Projektideen beworben.

Jedes Jahr gibt es einen anderen thematischen Schwerpunkt. Die Themen und Preisträger*innen der vergangenen Jahre sind:

  • 2016 Müll-/Plastikvermeidung: 1. Preis: Supermarkt „Unverpackt“; 2. Preis „Mehrweg-Thermosgefäße für die Mensen“
  • 2017 Nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln an und in der Kieler Förde: 1.Preis: Fördemuschel; 2. Preis: ResteRitter
  • 2018 Nachhaltige Mobilität: 1.Preis: StattAuto; 2.Preis: myBoo und Tram für Kiel
  • 2019 Nachhaltiges Wohnen und Bauen in Kiel: 1.Preis: TING Projekte GmbH @ Co. KG, weiterer 1.Platz: Architekt Florian Michaelis (Gradweise Architektur Atelier) und Hermann-Ehlers-Stiftung; 2. Preis: Architektin Sabine Schlüter, weiterer 2. Platz: Verein "Gutes Leben - Probsteier Platz"
  • 2020 Nachhaltige Projekte von und mit Kindern und Jugendlichen in Kiel: 1. Preis: Claudia Foedke (Lehrerin am RBZ Wirtschaft)
  • 2021 Leihen, Teilen, Tauschen, und Reparieren: 1.Preis: Smartphoniker GmbH; 2. Preis: Land & Sea
  • 2022 Lebensräume für heimische Tiere und Planzen in Kiel schaffen - Kieler*innen sorgen für Biodiversität: Einsendeschluss ist Freitag der 26.August 2022

Die vielen beeindruckenden Bewerbungen der Kieler*innen zeigen, dass Kiel viel Potenzial an kreativen Ideen und Engagement für nachhaltigeren Konsum hat.

Nachhaltiger Auftakt - die 125.Kieler Woche

Zum 125. Jubiläum legte die Kieler Woche 2019 einen besonderen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit. Neben einem einheitlichen Pfandsystem, das die Nutzung von Mehrwegbechern erleichterte, wurden Plastikstrohhalme verbannt und flächendeckend Aschenbecher aufgestellt, um die Förde vor zu großer Verunreinigung zu bewahren. Insgesamt 13 der 125 Ziele für die Kieler Woche 2019 widmeten sich ausdrücklich dem nachhaltigen Konsum. Mehr dazu im Interview mit Kieler Woche Leiter Philipp Dornberger

KiWo 2022

Nach zweijähriger Corona-Zwangspause der "richtigen" Kieler Woche blieb der Fokus auf Nachhaltigkeit weiter bestehen. Zum einen wird auf dem Internationalen Markt seit vielen Jahren ausschließlich Mehrweggeschirr verwendet und Plastiktüten und Plastikstohalme werden verbannt. Außerdem gibt es speziellen Abfalleimer für die Zigarettenrippen, so dass sie nicht auf dem Boden landen. 

Zum anderen gab es gemütliche Ruhe- und Sitzgelegenheiten aus upgecycelten Paletten.  Der Stoff von über 200 gebrauchten Kaffeesäcken aus vielen Ländern wurde für einheitliche Dekorationen auf dem Markt widerverwendet. 

Auch in diesem Jahr kam das einheitliche Pfandsystem von 2019  zum Einsatz. Die Besonderheit daran ist, dass es dieses Jahr mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" der Bunderegierung zertifiziert wurdde.  Die Landeshauptstadt Kiel ist damit die bundesweit erste Kommune.

Etwas weiteres war im Jahr 2022 besonders: das jährlich verabschiedende Feuerwerk. Um ein Signal der Nachhaltigkeit zu setzen und CO2-Emissionen sowie Feinstaubbelastung zu verringern, wurden die Kieler-Woche-Feuerwerke seit 2021 um insgesamt 30 Prozent gekürzt und dafür um nachhaltige,moderne und vor allem eindrucksvolle Inszenierungen wie Drohnen- und Lichtshows erweitert. 

Bei Höhenfeuerwerken wird bereits größtenteils auf Plastikmaterialien verzichtet und stattdessen Altpapier genutzt. Zudem sind die Feuerwerke besonders geräuschreduziert, sodass auch Tiere wie Vögel durch die Show nicht nachhaltig gestört werden.

Das haben wir davon – nachhaltiger Konsum

Aus der Stadtgesellschaft heraus sind bislang viele spannende Aktivitäten zu nachhaltigem Konsum entstanden: im Mai 2018 veröffentlichte der Muddi Markt e.V. die Fibel „Kostbares in Kiel“. Eine Übersicht über nachhaltige Alternativen zu herkömmlichen Einkaufs-, Freizeit- und Servicemöglichkeiten bietet auch die Internetplattform „FairNetz Kiel“.

Einkaufsratgeber für Kiel

Aus der Stadtgesellschaft heraus sind bislang viele spannende Aktivitäten zu nachhaltigem Konsum entstanden: im Mai 2018 veröffentlichte der Muddi Markt e.V. die Fibel „Kostbares in Kiel“. Eine Übersicht über nachhaltige Alternativen zu herkömmlichen Einkaufs-, Freizeit- und Servicemöglichkeiten bietet auch die Internetplattform „FairNetz Kiel“.

Initiativen gegen Plastiktüten

Das Umweltschutzamt der Landeshauptstadt ist ebenfalls seit vielen Jahren aktiv und hat dazu gleich zwei Runde Tische ins Leben gerufen: Mit dem Runden Tisch „Plastiktütenfreies Kiel“ diskutieren Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Einzelhandel und Verbänden seit 2015 Möglichkeiten, den Plastikverbrauch in Kiel zu reduzieren.

Reparieren statt Wegschmeißen

Im Mehrgenerationenhaus am Vinetaplatz organisiert das Wirtschaftsbüro Gaarden vier Mal im Jahr das  Reparatur-Café Gaarden. Ehrenamtliche Expert*innen helfen, wackelige Stühle, defekte Toaster oder stumme Radios  wieder fit zu machen. Das gesamte Angebot ist kostenfrei.

Pionierin für nachhaltigen Konsum

Einen ganz besonderen Vorstoß machte Marie Delapièrre: 2014 eröffnete die Kielerin mit französischen Wurzeln den ersten „Unverpackt“-Laden Deutschlands. Seitdem hat sie schon einer Vielzahl an Nachfolger*innen aus ganz Deutschland und Europa beratend zur Seite gestanden.

Ein Besuch im Unverpackt-Laden zeigt, wie gut sich die alltäglichen Einkäufe ganz ohne Plastikverpackungen erledigen lassen. 

Marie Delaperriere
Marie Delaperrière in ihrem Unverpackt-Laden in der Adelheidstrasse 28 am Exer.

Zero.Waste.City Kiel

Ein wichtiges Signal setzte die Kieler Ratsversammlung, als sie im September 2018 beschloss, sich 400 anderen Gemeinden Europas anzuschließen und erste Zero Waste Stadt Deutschlands zu werden.

Gemeinsam mit dem Zero Waste Verein e.V., mit den Kieler*innen, der Stadtverwaltung, den Abfallentsorgern, dem Gewerbe, der Politik, den Vereinen und Initiativen hat die Stadt Maßnahmen zur Abfallvermeidung definiert und in einem Zero-Waste-Konzept festgehalten. Mithilfe der über 100 Maßnahmen sollen Abfälle in Kiel zukünftig deutlich weniger werden.

Zero Waste Challenge

Vom 2. bis zum 29. Mai 2022 fand die erste Zero Waste-Challenge der Landeshauptstadt statt. Vier Wochen lang ging es darum, Abfall im Alltag zu vermeiden. Bei dem Haushalts-Wettbewerb konnten alle Kieler*innen die ersten Schritte für mehr Zero Waste im Alltag kennenlernen und ausprobieren. Die Zero Waste-Challenge unterteilte sich in vier Themenschwerpunkte – von Lebensmittel & Küche über Hygiene & Bad bis zu Kleidung & Konsum sowie Freizeit & Unterwegs. In jeder Woche bekamen Sie Informationen und vielfältige Tipps und Tricks für einen ressourcenschonenden Lebensstil. Die Zero Waste-Botschafter*innen zeigten, wie Abfallvermeidung und Ressourcenschutz erfolgreich im Alltag integriert werden kann.

Kiel und die Welt – Fair Trade Town

Zum nachhaltigen Konsum gehört auch die soziale Dimension und damit verbunden die Frage, ob die Herstellung der Produkte, die wir oft aus fernen Ländern beziehen, fair ist.

Seit 2013 trägt die Landeshauptstadt Kiel den Titel Fairtrade-Stadt. Dieses Zertifikat sieht die Förderung des fairen Handel auf kommunaler Ebene vor. Aber auch Bildungsprojekte zum Thema Fairer Handel spielen bei der (Re-)zertifizierung eine wichtige Rolle. Deshalb sind Schulen, Vereine, Verbände und Kirchen eingeladen, sich für Kiel als Fair Trade Town zu engagieren. 

Das ist eine Bildunterschrift (figcaption)
Die LH Kiel wurde in 2019 als FairTrade-Stadt rezertifiziert.

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Grafik Nachhaltige-r Konsum und Produktion
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