#KREATIVKIEL
Kiels kreative Köpfe

In unserer Fördestadt gibt es viele Menschen, die Kiel mit ihren Initiativen, Projekten und Ideen bereichern. Dieses kreative Potential möchten wir als Referat Kreative Stadt der Landeshauptstadt Kiel unterstützen und fördern.

Deshalb stellen wir an dieser Stelle einige dieser kreativen Kieler Köpfe vor, um einen persönlicheren Eindruck zu geben, wer zu den Kieler Akteur*innen der wachsenden Kreativen Stadt gehört.


Heiko Kolz - Anscharcampus

Als Geschäftsführer des Anscharcampus ist Heiko Kolz als Koordinator, Vermittler und kreativer Kopf mitten in der Kieler Kultur- und Kreativbranche tätig. Sein alternativer und partizipierender Arbeitsstil lassen unsere erste Podcastfolge zu einem wahren Erlebnis werden. Hören Sie rein und lassen Sie sich von Heiko Kolz inspirieren! Podcast Kiels kreative Köpfe

Zwei Menschen sitzen an einem Tisch und unterhalten sich
Heiko Kolz und Lysann Parpart

In der ersten Folge unseres Podcasts "Kiels kreative Köpfe" haben wir Heiko Kolz, den Geschäftsführer des Anscharcampus zu uns ins Rathaus eingeladen. Bevor Heiko 2020 die Leitung des Anscharcampus in Kiel übernommen hat, bildete er erste Co-Working-Spaces in Felde und ließ dabei seine Verknüpfungen mit dem Handwerk nicht außen vor. Jetzt leitet und gründet Heiko Lernräume für Menschen aus Kiel.

Kreativität ist für Heiko ein weiter Begriff. Einer, der sich auf vielen Ebenen denken und umsetzen lässt. Mit Hinblick auf die Landeshauptstadt ist ihm wichtig, dass eine bestmögliche Lösung für alle Kieler*innen geschaffen wird. Mit offener Kommunikation, Improvisation und einem abwechslungsreichem Mindset steht kreativen Prozessen nichts mehr im Weg!

Ein Schwerpunkt in unserem Gespräch lag auf der Verwendung von Co-Working-Spaces: Dem Geschäftsführer ist es wichtig, dass miteinander und füreinander gearbeitet wird. Dass Coworking Fäden zieht und die Menschen ein Netz daraus bilden, welches immer im Wandel ist. Es geht dabei um eine neue Art und Weise mit Projekten umzugehen, alte Gewohnheiten zu reflektieren und sich mit neuem Mut neuen Aufgaben zu stellen.

Das Referat Kreative Stadt bietet Heikos Meinung nach eine gute Grundlage dafür. Durch einen stetigen Austausch und die Vernetzung mit anderen Kreativzentren in Kiel vereinfacht die gemeinsame Arbeit für die Stadt.

  


Friederike Kopp - ALTE MU e.V.

Als Community Managerin der ALTEN MU e.V. und Geschäftsführerin der Urbanen Impulse GmbH ist Friederike Kopp ein wahrer kreativer Kopf in Kiel. Als Sie vor zehn Jahren nach Kiel gekommen ist, entdeckte sie nicht nur die Stadt, sondern auch das kreative Engagement der Menschen für sich.

Portraitfoto
Fotograf*in: Daniela Meise Photography

Friederike Kopp im Gespräch

Hallo und herzlich willkommen Friederike! Würdest du dich mit ein paar Worten vorstellen?

Mein Name ist Friederike Kopp, ich bin vor ungefähr zehn Jahren für das Studium nach Kiel gezogen. Zurzeit bin ich als Community Managerin hier im ALTE MU e.V. tätig und arbeite parallel als Geschäftsführerin der Urbanen Impulse GmbH mit dem Team der Projektentwicklung.

Mein Hintergrund ist der, dass ich vor sechs Jahren begonnen habe, den Aufbau des Kulturprojekts „Fahrradkino Kombinat in der ALTEN MU“ zu unterstützen. Wir hatten die Idee, durchs Fahrradfahren Energie zu erzeugen, um so ein Kino auf die Beine zu stellen. Das hat sehr gut geklappt! Mittlerweile veranstalten wir dort auch viele weitere Kulturformate wie Lesungen, Konzerte und Veranstaltungen, die sich aufgrund der aktuellen Corona-Lage schwierig umsetzen lassen. So bin ich dann zur ALTEN MU gekommen und habe begonnen Vorstandsarbeit zu leisten.

Ich habe mich also vermehrt eingebracht und wurde dann irgendwann in den Vorstand der ALTEN MU gewählt. Nach meiner Vorstandsarbeit wechselte ich in das Team der Projektentwicklung – Damals noch unter der Leitung des Planungsbüros für Urbane Transformation GmbH als selbstständige Kulturmanagerin und jetzt als Geschäftsführerin der Urbanen Impulse GmbH.

Ich bin also für das Studium der Kunstgeschichte und Germanistik von Berlin nach Kiel gezogen. Während meines ganzen Studiums habe ich mich eher mit mittelalterlicher Kunstgeschichte und Germanistik beschäftigt. Jetzt finde ich es ganz spannend, beruflich in der Gegenwart unterwegs zu sein und zu beobachten, was Menschen heute schaffen.

Was ist denn überhaupt die ALTE MU und was kann ich dort machen?

Die ALTE MU ist ein Zusammenschluss von vielen Projekten und Initiativen im Zentrum Kiels. Der Name „ALTE MU“ steht für „Alte Muthesius“. Denn an diesem Ort befand sich früher die Muthesius Kunsthochschule der Landeshauptstadt Kiel. Eine von vielen Schlüsselfiguren war damals der Kanzler, Dirk Miro, der verschiedenen Projekt-Teams ermöglicht hat, diese Räume hier zwischen zu nutzen. Mittlerweile sind wir mit 40 verschiedenen Projekten am Start. Gemeinsam bearbeiten wir hier kulturelle, soziale, nachhaltige und innovative Projekte, die die Stadt und die Gesellschaft nicht nur fördern, sondern auch fordern.

Vielen Dank für diesen allumfassenden Blick von dir zur ALTEN MU. Nun habe
ich vier Fragen an dich und starte direkt mit der ersten. Wie kreativ empfindest du Kiel als Stadt und warum?


Das, was eine Stadt ausmacht sind die Gesellschaft und die Menschen, die in ihr leben. Die Menschen in Kiel empfinde ich als superkrass kreativ! Und die Menschen in Kiel sind auch der Grund, weswegen ich hier in dieser Stadt geblieben bin. Ich bin beeindruckt, wie viele Leute hier motiviert und engagiert sind, etwas bewegen wollen und sich neue Sachen ausdenken. Deshalb empfinde ich das als sehr kreativ. Die Stadt als verwaltende Instanz lerne ich immer noch erst kennen. Projekte der Stadtverwaltung, von denen ich gerade erst gehört habe, wie beispielsweise das „Tiny Rathaus“ kannte ich bis dahin nicht. Aber ich finde diese Idee total cool und bin positiv überrascht.

An dieser und bestimmt vielen Stellen mehr, zeigt die Kieler Stadtverwaltung Kreativität! Obwohl eine Stadtverwaltung nicht ausnahmslos kreativ sein kann, habe ich schon unheimlich viele kreative Menschen in der Verwaltung und der Kieler Politik kennengelernt, die sehr bemüht sind, kreative Lösungen zu finden. Ich würde sagen, dass die Bürger*innen Kiels super kreativ sind.

In der Verwaltung leuchten und stechen einige Personen deutlich mehr raus als ich annehmen würde. Ich empfinde Kiel aber immer noch als eine Art Geheimtipp: Weil so viele Kiel nicht kennen. Und wenn ich außerhalb Kiels unterwegs bin, dann ist Kiel oft nur die Stadt über Hamburg. Ich glaube, dass wir dazu beitragen, Kiel als einen kreativen Standort auf der ganzen Welt bekannt zu machen. Aber Kiel ist, denke ich, weiterhin eine Überraschung für viele Menschen.

Sehr interessant! Schön ist vor allem deine Wahrnehmung, dass du Kiel als einen Geheimtipp empfindest. Mich interessiert nun, wie du für dich kreatives Arbeiten definierst.

Eine super schwere Frage, aber gleichzeitig so einfach, weil das genau das ist, was wir alle versuchen, die ganze Zeit zu machen. Ich bin sicher, dass kreatives Arbeiten ein Ziel von vielen Mitmenschen ist und als analoge Struktur zu erfolgreichen Ergebnissen gesehen wird. Also ich habe das Gefühl, dass kreatives Arbeiten gleichzeitig ein Label für gutes Arbeiten ist.

Kreatives Arbeiten bedeutet für mich: offen, spontan, wahnsinnig lösungsorientiert oder auch einfach chaotisch und explorativ, ohne zu wissen, wo es genau hingeht. Ich glaube, dass dieses chaotische Arbeiten auch schnell in ein schlechtes Arbeiten abrutschen kann und dass gutes, kreatives Arbeiten sich genau in den Mittelfeldern von beidem bewegt. Ich denke, dass insbesondere hier das Spannende am kreativen Arbeiten versteckt ist. Ich weiß nicht recht, ob kreatives Arbeiten immer der fairste oder sozialste Prozess ist. Dennoch bin ich überzeugt: Wenn man alle Menschen als kreativ begreifen würde, als Expert*innen ihres eigenen Feldes, dann ist das super sozial und super produktiv. Aber in verschiedenen Arbeitsprozessen passiert es auch oft, dass beispielsweise diejenigen Personen Texte verfassen, die sich besonders gut ausdrücken können und dass sich diejenigen um Gestaltung kümmern, die ein Auge für Design haben. Aber das ist auch das, was kreatives Arbeiten sichtbar macht.

Es geht um eine bestimmte Ästhetik, es muss dann auch ästhetischen Kriterien entsprechen und dann merke ich immer, dass ich gar nicht weiß, ob ich so kreativ arbeiten kann, weil meine Handschrift oder mein Farbverständnis nicht so schön sind. Deswegen freue mich auch, dass kreatives Arbeiten oft im Team stattfindet. Dann kann man sich eben Leute suchen, die diese gestalterischen Sachen gut können und in der Lage sind, die Ideen oder Texte gut und kreativ umzusetzen und darzustellen. Ich habe - für meinen Teil - eine gute Strategie entwickelt, um schnell den Inhalt, durch bestimmte Markierungen, eines Textes zu erfassen, um so stupide Texte zum Leben erwecken. Und das ist auch eine Art der kreativen Leistung, dass man sich eine gewisse Ordnung im Kopf schafft, um Sachen schnell zu begreifen.

Ganz klar! Auch, dass kreatives Arbeiten so facettenreich ist und nicht nur malerische Kunst kreativ ist, sondern auch literarische oder medientechnische Kunst zu kreativen Prozessen zählt. Wie findest du dich denn in kreativen Prozessen wieder? Du hast eben von bestimmten Strukturen gesprochen. Wie definierst du denn für dich kreative Prozesse?

Es kommt ganz darauf an. Wenn ich allein für mich kreativ arbeite, dann habe ich immer eine ganz klare Struktur oder eine ganz klare Umgebung und dann reichen mir ein Zettel und ein Stift. Ich zeichne Mindmaps und merke, dass es mir leicht fällt, alle Inhalte richtig zu erfassen. Wenn ich im Team kreativ arbeite, dann ist für mich auch eine klare und strukturierte Arbeitsatmosphäre wichtig. Ein klarer Raum oder eine leere Arbeitsfläche, die man dann gemeinsam mit Haftnotizen füllt, erleichtert mir das kreative Arbeiten in Gruppen ungemein. Ich arbeite sehr kommunikativ. Wir sprechen in Runden, formulieren Bedürfnisse und Erwartungen, indem wir auf einen Punkt eingehen und dazu alles sagen, was uns einfällt. Wir brainstormen, sammeln, sortieren und clustern. - Das wären unsere typischen Arbeitsschritte.

Anschließend werden im Team die nächsten Schritte sowie die Aufgabenverteilung besprochen. Wir haben meistens fähige Leute im Team, die das Zusammengetragene dann sehr schön visualisieren und strukturiert zusammenfassen können. Es geht aber auch viel darum, dass wir gemeinsam arbeiten, dass wir offen sind für alle Ideen und wir Argumente für oder wider austauschen. Ich denke viel an kompliziertere Prozesse, die auch mehr mit Verwaltung zu tun haben und weniger mit Gestaltung. Daher tauchen vielleicht die etwas trockeneren Bilder bei mir auf. Zu kreativen Prozessen im gestalterischen Sinne laden wir meistens viele Leute ein und schildern so die Problemstellung und versuchen, ein Problem zu lösen. „Hey, wir haben die und die Herausforderung, wie könnte man das angehen?“ - Dann entstehen viele verschiedene Lösungsansätze und vielleicht auch Gruppen, die dann versuchen, ein Ergebnis zu erzielen. Dadurch ergibt sich dann auch ein Verständnis dafür, weshalb man sich nicht für den schönsten, sondern für den effektivsten Lösungsansatz entscheidet.

Und gibt es auch Sachen, die für dich an kreativer Arbeit störend sind?

Mich stört es, wenn Sachen zu lange dauern. Wichtig ist dieser Spontanitätsgedanke: Einen neuen Anreiz, einen neuen Funken, eine neue Idee. Eine zeitliche Begrenzung ist gut, um zu sagen: „Jetzt lassen wir das Feuer einmal hochkochen und dann machen wir einen Cut und sagen, dass zwei Personen die Verantwortung dafür übernehmen“. Außerdem ist es unpraktisch, wenn man schon weiter ist und dann wieder zum Anfang zurückgeworfen wird. Dabei sind Akzeptanz und Bereitschaft ganz wichtig.

Spannend, dass du, die mitten in kreativen Prozessen steckt, eine zeitliche Begrenzung als so wichtig empfindest! Dann komme ich auch schon zu der letzten Frage und da interessiert mich als Mitarbeiterin des Referats für Kreative Stadt natürlich noch, welchen Wunsch du an uns hast.

Ich freue mich echt und würde sagen: „Weiter so, wir sind auf einem guten Weg!“ Also das, was ich bisher wahrgenommen habe, vom Referat für Kreative Stadt, ist Kommunikation und Austausch auf internationalem Niveau. Das ist auf jeden Fall richtig cool! Vielleicht kann man noch überlegen, wie man auch andere Gruppen erreicht, damit nicht immer die gleichen Leute die Köpfe zusammenstecken. Schnell fragt man sich, wo die nächste Generation ist. Ich zähle mich dabei auch selbst schon zur etablierten Generation. Wo sind die neuen Leute? Das
ist bestimmt eine Herausforderung, der sich die Stadt Kiel bestimmt bewusst ist. Das wäre noch ein Wunsch oder Fokus von mir. Weiterhin sollte viel Energie verwendet werden, um einen Generationswechsel voranzutreiben.

Ja, verständlich, danke. Herzlichen Dank für deine Zeit und deine ausführlichen Gedanken auf meine Fragen.

 

(Lysann Parpart)


KONTAKT

Lysann Parpart
Referat Kreative Stadt

0431 901-3078