Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei

Die Metallgießerei ist das letzte erhaltene Gebäude der Howaldtswerke, die sich 1876 im heutigen Stadtteil Dietrichsdorf ansiedelten.

Bis 1980 in Betrieb, repräsentiert die Gießerei rund 100 Jahre Industrie- und Werftgeschichte. Der Arbeitsraum mit der Ofenanlage im Mittelpunkt ist weitgehend original erhalten.

Gießerei am Dienstag geschlossen

Wegen Krankheit ...

 

Gebäude Metallgießerei

 
Nur ein paar Schritte vom Fähranleger „Dietrichsdorf“, zwischen Ostuferhafen und Fachhochschule, liegt die ehemalige Howaldtsche Metallgießerei. Hier wurden von 1884 bis 1980 vorwiegend Bronze-, Messing- und Kupferteile für die Schiffe der Howaldtswerke hergestellt.

Die Geschichte der Howaldtswerke beginnt im Jahr 1835. Damals gründete August Ferdinand Howaldt eine Maschinenfabrik am Kleinen Kiel. Es war der erste Industriebetrieb der Stadt. 1838 stieg der Unternehmer Johann Schweffel als Kapitalgeber mit ein. „Schweffel & Howaldt“ stellten Dampfmaschinen für Industrie, Landwirtschaft und Schiffbau her. Sie bauten auch selbst Schiffe, darunter 1850 das Tauchboot „Brandtaucher“ von Wilhelm Bauer.

1879 übernahmen die Söhne Georg, Bernhard und Hermann Howaldt die Firmenleitung. Schon drei Jahre zuvor, 1876, hatte Georg Howaldt in Dietrichsdorf die "Schiffswerft Georg Howaldt" gegründet.

1880 verlegten die Brüder auch die Maschinenfabrik nach Dietrichsdorf. Sie sollte alle Teile herstellen, die auf der Schiffswerft gebraucht wurden. 1889 fusionierten beide Betriebe zu den „Howaldtswerken“. Nach dem Tod von Georg Howaldt (1841-1909) schieden die verbliebenen Familienmitglieder aus dem Unternehmen aus. Als den Howaldtswerken aufgrund der Wirtschaftskrisen in den 1920ern der Konkurs drohte, kaufte sich der Reeder Heinrich Diederichsen ein. Es entstand die „Howaldtswerke Aktiengesellschaft“.

Schwarz-Weiß-Bild von 1870
Schweffel & Howaldt am Lorentzendamm, um 1870
1/3
Schwarz-Weiß-Bild von 1876
Howaldt-Werft, 1876
2/3
Schwarz-Weiß-Bild von 1897
Howaldtswerke, 1897
3/3

Die Werftgebäude in Dietrichsdorf, zu denen auch eine Werksiedlung gehörte, wurden ab 1880 nach den Plänen von Heinrich Moldenschardt (1839-1891) errichtet. Er gilt als bedeutendster Architekt des Historismus in Schleswig-Holstein.

Maschinenhalle, Kesselschmiede, Eisengießerei und Metallgießerei lagen nah beieinander, so dass alle Teile in kurzer Zeit zu den Schiffsdocks gebracht werden konnten. Für den Transport hatte man die Gebäude mit Schienen verbunden. Zeitgenossen waren beeindruckt von den großen, hellen Hallen und den schönen Gebäuden mit gemusterten Backsteinwänden und Rundbogenfenstern. Alle Werkstätten hatten elektrisches Licht, sodass die Arbeitszeiten sich nicht nach dem Tageslicht richten mussten. Bei guter Auftragslage wurde Tag und Nacht gearbeitet.

Die Metallgießerei zeigt, wie funktional Moldenschardt plante. Der Schornstein steht im Mittelpunkt des quadratischen Gebäudes, sodass man ringsum Gussöfen aufstellen kann. Zugleich dient er als Stütze für die Balken des Walmdaches. In die Außenwände sind Lüftungsschächte eingebaut.

Im Lauf der Jahre bekam die Metallgießerei mehrere Anbauten, um mehr Platz für die einzelnen Arbeitsschritte zu schaffen. Diese Anbauten wurden in den 1990ern entfernt, um den Moldenschardt-Bau deutlicher sichtbar zu machen. Eine Attrappe aus Cortenstahl ersetzt seit der Sanierung 2003 bis 2006 den gemauerten Schornstein, der nur noch als Rest erhalten gewesen war.

Schmelzofen
Die Schmelzöfen gruppieren sich um den Schornstein.

In der Metallgießerei wurde harte Arbeit geleistet. Besonderes Können verlangte die Herstellung der Gussformen, für die speziell aufbereiteter Sand in Formkästen gepresst wurde. Stand die Werkstatt voll mit Formkästen, begann das Gießen. Meterhohe Schmelztiegel wurden in die heißen Öfen gesenkt, um das Metall zu schmelzen - das Rezept für die Legierungen unterlag strengster Geheimhaltung. Schutzkleidung für die gefährliche Arbeit mit Feuer und flüssigem Metall wurde erst ab den 1960ern gestellt.

Den 120 Tage währenden Metallarbeiterstreik im Jahr 1956 nutzte die Firmenleitung, um die Anlagen zu erneuern und von Koks- auf Ölöfen umzustellen. Es war die letzte Modernisierung des Gießereibetriebs.

Nach der endgültigen Schließung der Metallgießerei im Jahr 1980 gab es Pläne, das Gebäude an die Hörn zu versetzen, um es zum Teil eines geplanten Museums für Industrie- und Alltagskultur zu machen. Dieses Museum wurde jedoch nie realisiert. 2003 gründeten Interessierte den Verein „Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei“. Mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und des EU-Förderprogramms „Urban II“ sorgten sie für eine denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes. 2007 wurde das Museum eröffnet und bis Ende 2019 vom Verein betrieben. Seine regelmäßigen Gussvorführungen machten die Metallgießerei zum beliebten Ausflugsziel.

Im Januar 2020 übernahm das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum die Howaldtsche Metallgießerei als neuen Standort. Es gewinnt damit einen Bau und eine Ausstattung, die authentisch Zeugnis ablegen von der Kieler Industrie-, Schiffbau und Arbeitergeschichte.

 

Führungen & Angebote

Die Howaldtsche Metallgießerei ist das älteste erhaltene Gebäude aus der Kieler Werftgeschichte. Wie dort gearbeitet wurde, lässt sich bei einer Führung am besten erfahren. 

Zusätzlich zu unseren öffentlichen Angeboten können Sie ganzjährig Führungen auch für Gruppen von bis zu 25 Personen buchen.  Bitte beachten Sie, dass die Werkhalle der Metallgießerei keine Heizung besitzt.

Für alle Gruppenführungen ist ein Entgelt in Höhe von 50 Euro zu zahlen. 

Anfragen richten Sie gerne per E-Mail an

Kinder am beleuchteten Schmelzofen

Dauer: circa 1,5 Stunden

Die Führung richtet sich insbesondere an Kindergruppen und Schulklassen ab acht Jahren. Mit Objekten zum Anfassen und praktischen Beispielen wird gezeigt, wie die Menschen früher in der Gießerei gearbeitet haben. Höhepunkt ist eine Gussvorführung, bei der auch die Gäste einmal die Gießkelle in die Hand nehmen dürfen.
Falls jemand sein Gussobjekt mitnehmen möchte, werden die Materialkosten gesondert abgerechnet.

Hinweis: Die Kinder sollten festes Schuhwerk und robuste Kleidung tragen.

Herstellen einer Gussform

Dauer: circa 1,5 Stunden

Die Howaldtsche Metallgießerei ist das älteste erhaltene Gebäude aus der Kieler Werftgeschichte. Bei der Führung erfahren Sie, warum der Architekt Heinrich Moldenschardt die Metallgießerei so plante, welche Funktion das Gebäude hatte und wie darin fast ein Jahrhundert lang gearbeitet wurde. Höhepunkt ist eine Gussvorführung, bei der auch die Gäste einmal die Gießkelle in die Hand nehmen dürfen. Falls jemand sein Gussobjekt mitnehmen möchte, werden die Materialkosten gesondert abgerechnet.

Hinweis: Zum Gießen sollten Sie feste Schuhe und robuste Kleidung tragen.

Kinder bearbeiten eine Sandform

Dauer: circa 1,5 Stunden

Für Erwachsene und Kinder ab zehn Jahren, insgesamt maximal zehn Personen. Unter sachkundiger Anleitung lernen Sie, die Form für einen Taler herzustellen und diesen anschließend aus Zinn zu gießen. Zugleich erfahren Sie dabei etwas über die Besonderheiten des Gießens, die früheren Arbeitsbedingungen in der Metallgießerei und die Gussstücke, die dort entstanden.
Falls jemand seinen Taler mitnehmen möchte, werden die Materialkosten gesondert abgerechnet.

Hinweis: Für den Workshop sollten Sie feste Schuhe und robuste Kleidung tragen.

Ehepaar vor der Werkbank mit Gussstücken

Dauer: circa 1 Stunde

Die Howaldtsche Metallgießerei ist das älteste erhaltene Gebäude aus der Kieler Werftgeschichte. Bei der Führung erfahren Sie, warum der Architekt Heinrich Moldenschardt die Metallgießerei so plante, welche Funktion das Gebäude hatte und wie darin fast ein Jahrhundert lang gearbeitet wurde.

Dauer: circa 1,5 Stunden

Derzeit haben wir zwei Stadtteilführungen im Programm:  

  • "Eine Werft, ein Dorf"
    Historische Stadtteilführung rund um die Metallgießerei 

    Als die Gebrüder Howaldt in den 1880ern Werft und Maschinenfabrik an der Schwentine ansiedelten, brachte das einschneidende Veränderungen für das ländliche Dietrichsdorf. Der 1,5-stündige Rundgang führt zu „Lohntüten“ und „Geldsäcken“, zu Gebäuden und Orten, an denen Geschichte sichtbar wird. 
     
    Hinweis: Die Führung führt stellenweise über Treppen und ist nicht barrierefrei.
     
  • "Industriestandort Schwentinemündung" 
    Historische Stadtteilführung am Schwentineufer.
     
    Wasserkraft, maritime Technik und Segeln: Die Schwentinemündung wird seit dem Mittelalter wirtschaftlich genutzt. Ältestes Zeugnis ist das Ensemble aus Steinbrücke und Kornwassermühle aus dem 18. Jahrhundert. Der Spaziergang beginnt und endet an der Metallgießerei. 

    Hinweis: Auch mit Rollstuhl/Rollator möglich.
 

Lageplan der Metallgießerei

Öffungszeiten:
23. April bis 15. Oktober 2023
Dienstag 10-18 Uhr
Sonntag 10-18 Uhr

Grenzstraße 1
24149 Kiel

Die Metallgießerei macht Winterpause vom 16. Oktober 2023 bis zum 27. April 2024.

Ansprechpartner*innen

Museumstresen Howaldtsche Metallgießerei 
0431 901 3466

Dr. Eva-Maria Karpf, Kuratorin
0151-146 697 16

Öffnungszeiten der Metallgießerei vom 24. April bis 23. Oktober 2022:

Dienstag 10 - 18 Uhr
Sonntag 10 - 18 Uhr

Grenzstraße 1
24149 Kiel



Veranstaltungen

Dienstag, 5. Dezember, 17 Uhr Kleine Taschenlampe brenn: Zeitreise in der Metallgießerei

Taschenlampenführung für Kinder ab 8 Jahren - nur mit Anmeldung per Telefon
In die Zeit um 1900 führt die Besichtigung im Schein der Taschenlampe. Mit Johanna Flügge in der Rolle einer Näherin aus Dietrichsdorf erkunden kleine und große Gäste das Gebà ...

Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei

Donnerstag, 4. Januar, 17 Uhr Kleine Taschenlampe brenn: Zeitreise in der Metallgießerei

Taschenlampenführung für Kinder ab 8 Jahren - nur mit Anmeldung per Telefon
In die Zeit um 1900 führt die Besichtigung im Schein der Taschenlampe. Mit Johanna Flügge in der Rolle einer Näherin aus Dietrichsdorf erkunden kleine und große Gäste das Gebà ...

Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei

Dienstag, 6. Februar, 17 Uhr Kleine Taschenlampe brenn: Zeitreise in der Metallgießerei

Taschenlampenführung für Kinder ab 8 Jahren - nur mit Anmeldung per Telefon
In die Zeit um 1900 führt die Besichtigung im Schein der Taschenlampe. Mit Johanna Flügge in der Rolle einer Näherin aus Dietrichsdorf erkunden kleine und große Gäste das Gebà ...

Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei


Kontakte

Museumstresen Howaldtsche Metallgießerei
 0431 901 3466

Dr. Eva-Maria Karpf, Kuratorin
0151-146 697 16