Kieler Aktionsplan Bienenschutz
Die Situation der Wild- wie auch der Honigbienen ist besorgniserregend schlecht. Auch in Schleswig-Holstein ist ein dramatischer Rückgang von Arten und Populationen zu verzeichnen. Ursachen dafür sind das nicht ausreichende Nahrungsangebot sowie schwindender Lebensraum, Krankheiten, Parasiten und die Folgen von Pestizideinsatz.
Ein Aktionsplan mit Erfolg
Seit 2014 gibt es in Kiel den „Aktionsplan Bienenschutz“, mit dem Ziel, die Lebensbedingungen und Lebensräume für Bienen (vor allem Wildbienen) und andere Insekten zu verbessern. Seitdem sind diverse Maßnahmen umgesetzt oder angestoßen worden, über die an dieser Stelle informiert werden sollen.
Saatgutmischungen für Blühwiesen in Kiel:
- mehrjährige Pflanzen, die über viele Jahre ein Nahrungs- und Blütenangebot schaffen
- In der Regel gebietsheimisches Saatgut
- Speziell auf die Fläche abgestimmte Artenzusammensetzung
- Berücksichtigung der Boden- und Lichtverhältnisse
Ergänzend zur Anlage von Blühwiesen werden vermehrt im öffentlichen Grün nektar- und pollenspendende Solitärblütensträucher gepflanzt. Diese Sträucher werden so miteinander kombiniert, dass ein lang anhaltender Blühaspekt erzielt und damit ein Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten geschaffen wird, das verteilt über das gesamte Jahr zur Verfügung steht.
Programm 18 Blühwiesen für Kiel
In den folgenden Jahren wurden die neue Blühwiesen angelegt, so dass am Ende in jedem der 18 Ortsbeiratsbezirke eine neue Fläche erblühen kann. Im letzten Herbst wurden die letzten 5 Flächen angesät.
Bei den meisten Ansaat- und Pflanzaktionen beteiligten sich Kindergruppen aus örtlichen Kindertagesstätten und Schulen. Häufig beschäftigten sie sich bereits im Vorfeld mit der Thematik und waren bei der Aktion selbst mit großer Begeisterung dabei. Die Auszubildende des Grünflächenamts haben die Kinder bei dieser Aufgabe unterstützt. Insgesamt entstand so zwischen 2020 und 2024 auf einer Gesamtfläche von ca. 22.000 m² neuer artenreicher und insektenfreundlicher Lebensraum im Kieler Stadtgebiet.
Gestaltung der Blühwiesen - die Aussaat
Für die Aussaat der Kieler Blühwiesen wurde gebietsheimisches sogenanntes Regio-Saatgut mit über 30 verschiedenen mehrjährige Arten verwendet. Die Wiesen werden über viele Jahre durch regelmäßige Mahd gepflegt.
Dabei gleicht keine Fläche der anderen. Die 18 im Stadtgebiet neu angelegten Blühwiesen sind im Hinblick auf Aussehen und Artenzusammensetzung sehr unterschiedlich. Dies ist ein natürlicher Prozess und liegt an verschiedenen Faktoren wie den Standortbedingungen auf der Fläche, den Witterungsbedingungen sowie Zeitpunkt und Art der Mahd. Blühwiesen entwickeln sich immer weiter und sehen dadurch auch immer anders aus.
Über den Erhalt und die Pflege sollen sich die Blühwiesen auch in den kommenden Jahren weiterentwickeln und so langfristig einen Lebensraum bilden. Zusätzlich zu den 18 Blühwiesen werden auch in den kommenden Jahren weitere neue Blühflächen angelegt werden. Weitere Vorschläge für Flächenumwandlungen auf öffentlichen Flächen sind immer willkommen.
Mähen für Insekten – Die richtige Pflege
Um die Vielfalt der Blühwiesen zu erhalten, ist es sehr wichtig, sie richtig zu pflegen. Sie müssen 1 bis 2 mal im Jahr gemäht werden, und das Schnittgut muss von der Fläche abgeräumt werden. Ohne die regelmäßige Mahd machen sich schnell konkurrenzstarke und unerwünschte Arten wie Brennnesseln, Gräser oder Giersch breit, die allmählich die blühenden Kräuter verdrängen. Da in Kiel nährstoffreiche Böden vorherrschen, reicht ein einmaliges Mähen im Spätsommer an vielen Stellen nicht aus.
Es muss 2 mal gemäht werden. Das bedeutet, dass die erste Mahd erfolgt, wenn ein Teil der Pflanzen in voller Blüte steht. Dies ist für den Betrachter schwer nachzuvollziehen. Dieser Schnitt ist allerdings wichtig, um die gewünschten Arten zu stärken und die Blütenvielfalt für die Insekten zu erweitern!
Nach dieser frühen Mahd kann die Blühwiese sogar ein zweites Mal im Spätsommer blühen und bildet dann eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten zu einer Zeit, wo das Blütenangebot anderenorts oft schon deutlich reduziert ist. Um den Tieren trotz der Mahd den Lebensraum zu erhalten, werden wenn möglich wechselnd Teilbereiche stehen gelassen und erst bei der nächsten Mahd wieder geschnitten.
Blütenvielfalt an der Schleuse
Als Teil des Programms „18 Blühwiesen für Kiel“ wurde auch die Schleusenwiese in Holtenau zur Umwandlung in eine insektenfreundliche Wiese vorgeschlagen. Geplant war eine Neuanlage mit einer artenreichen Saatgutmischung. Die Natur ist der menschlichen Planung mittlerweile zuvorgekommen: Hasenglöckchen, Margeriten, Flockenblumen, Schafgarbe, andere typische Wiesenblumen und sogar geschützte Arten wie Orchideen blühen seit April auf der grünen Fläche am Kanalufer.
Um den wertvollen Bestand zu schützen und zu entwickeln, hat das Grünflächenamt im Frühjahr die Pflege der Fläche umgestellt. Während es auf der Wiese blühen darf, werden die Rasenwege zu den Ruhebänken und Bereiche, die als Liegewiese genutzt werden können, weiterhin kurzgehalten. Die bunte und artenreiche Wiese ist sowohl für Insekten als auch für Menschen interessant und wurde im August der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wildbienenkartierungen
In den Jahren 2015 und 2019 wurden durch Gutachter*innen Wildbienenkartierungen auf ausgesuchten städtischen Flächen durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind bemerkenswert. Es wurden seit 2015 insgesamt 116 Wildbienenarten nachgewiesen, von denen einige Arten als gefährdet oder potenziell gefährdet registriert sind.
Als Beispiele sind hier die Seidenbiene oder die Dünen-Blattschneiderbiene zu nennen. Die Ergebnisse zeigen das hohe Artenpotential, das sich durch Erhalt, Schutz und kompetente Förderung entfalten kann. Auch Standorte, die optisch nicht als „bunte Blumenwiesen“ in Erscheinung treten, können als Lebensraum für Insekten sehr wertvoll sein.
Jede*r kann sich für Bienenschutz engagieren
Eine Pflanzenliste mit heimischen Wildpflanzen haben wir dazu zusammengestellt.
Jede*r in Kiel und Umgebung kann sich für den Bienenschutz engagieren, indem Pflanzen mit Nektar und Pollen für Bienen und andere Insekten bei der Bepflanzung von Balkon, Terrasse oder Garten verwendet werden. Als Faustregeln gelten hierfür: Besser heimische als exotische Arten und eher ungefüllte als gefülltblühende Sorten verwenden.
Gleichzeitig ist es wichtig, einen Blühaspekt für einen möglichst langen Zeitraum im Jahr zu erreichen, da die Insekten vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst hinein Nahrung suchen.
Weitere Informationen finden Sie im Flyer Keine Angst vor Wespen, Hornissen, Hummeln und Bienen.
Poster zum Herunterladen & Ausdrucken
Auf dieser Seite
Kontakt
Landeshauptstadt Kiel
Umweltschutzamt
Untere Naturschutzbehörde
Christoph Stolle
0431 901-3740
Christoph.Stolle@kiel.de
Grünflächenamt
Pflege- und Entwicklungsplanung
Anna-Margareta Bläse
0431 901-3846
A.Blaese@kiel.de
Vielfalt der Kieler Blühwiesen





Flyer zum Download

Flyer "Keine Angst vor Wespen, Hornissen, Hummeln und Bienen"
Auch interessant
Keine Angst vor Bienen, Wespen und HornissenBlütenbesucher der Kieler Wiesen


