Internationales Kiel
Wir bauen Brücken

Wer sind die Personen, die die internationalen Partner­schaften Kiels prägen und voranbringen? Es sind Menschen aus den Verwaltungen, aus der Zivil­gesellschaft, aus allen Lebens­bereichen wie Kultur, Bildung oder Sport. Sie setzen sich ein für grenz­überschreitende Zusammen­arbeit und bauen Brücken in andere Kulturen.

Jeden Monat stellen wir eine*n Brückenbauer*in aus Kiel oder aus den Partnerstädten in einem Kurzinterview vor. Sie kennen Leute, die unbedingt dazugehören? Dann lassen Sie uns das gerne wissen.


Tallinn
Madita Kahlert - Jugendtreff Kiel-Elmschenhagen

Junge Frau mit halblangen Haaren vor herbstlichen Bäumen.
Madita Kahlert, Foto: privat.

Wer bist du und was genau machst du?

Mein Name ist Madita Kahlert, ich bin 20 Jahre alt und Schülerin eines beruflichen Gymnasiums in Kiel. Neben der Schule engagiere ich mich beim Jugendtreff Elmschenhagen als Jugendgruppenleiterin (Juleicanerin), in dem ich mit anderen interessierten Jugendlichen Ferienfahrten organisiere und diese unterstütze. Bereits seit vielen Jahren habe ich ein großes Interesse daran mit anderen Jugendlichen zu arbeiten und Aktionen zu planen, die im privaten Leben finanziell für viele nicht möglich wären.

Ich bin schon seit klein auf bei den Fahrten des Jugendtreffs mit dabei und konnte so schon viele beeindruckende Orte sehen und viele unzählige Erinnerungen mit gleichaltrigen jungen Menschen sammeln. 

Durch die Ausbildung zur Jugendgruppenleiterassistentin und anschließend zur Jugendgruppenleiterin habe ich die Möglichkeit viele Ideen und Wünsche der Jugendlichen aus dem Jugendtreff umsetzen zu können und ihnen ebenfalls ein tolles Ereignis zu ermöglichen - und das macht mir sehr viel Spaß.

Worum geht es in deinem aktuellen Projekt zwischen Kiel und Tallinn?

Was mir in den letzten Ferienfahrten gefehlt hatte, war der persönliche Bezug zum „Reiseziel“. Man hat viel Sightseeing gemacht und die Stadt kennengelernt, nicht aber die Menschen und wie das Land auf verschiedenen Ebenen funktioniert. Nachdem ich beschlossen hatte einen Jugendaustausch zu planen und durchzuführen, wollte ich mehr wissen. 

Die Wahl für einen Austausch fiel schnell auf Tallinn. Die Stadt liegt genauso wie Kiel direkt an der Ostsee, so war es in meinem Interesse herauszufinden was uns noch alles verbindet außer der Lage am Meer. Mir war wichtig einen direkten Bezug zu anderen Jugendlichen aus Tallinn aufzubauen und durch Workshops und gemeinsame Unternehmungen herauszufinden, welche Parallelen und Unterschiede es gibt und wie vieles dort abläuft. 

So haben wir zum Beispiel darüber geredet wie das Schulsystem aufgebaut ist und wie die Schulen ausgestattet sind, haben uns verschiedene Jugendzentren und Schulen angesehen und einen Einblick in die soziale Arbeit bekommen. Wir haben uns über die Jugendkultur unterhalten und wie sich junge Menschen sozial engagieren können vor Ort, sowie die Digitalisierung beider Städte, ob und wie Umweltschutz betrieben wird sowie Jugendkriminalität, Queer-Life und Alltagsprobleme der Jugendlichen. Dazu haben wir eine Umfrage erstellt und uns vielseitig gemeinsam und in Gruppen ausgetauscht über mehrere Tage. 

Wir haben neben dem normalen Sightseeing und Erkundungen dadurch einen großen Einblick hinter die Stadt bekommen und die Chance gehabt Jugendliche kennenzulernen, Kontakte oder sogar Freundschaften aufzubauen indem man gemeinsame Interessen gefunden hat. 

Durch unseren Projektpartner haben wir eine Brücke aufbauen können zwischen Kiel und Tallinn und haben die Jugendlichen darin ermutigt uns auch besuchen zu kommen um uns noch weiter auszutauschen, durch eine WhatsApp Gruppe bleiben wir somit in Kontakt und hoffen uns schon bald noch einmal treffen zu können. Durch die erbaute Brücke sind so Austauschmöglichkeiten für andere Einrichtungen aus Kiel ermöglicht, die Tallinn ebenfalls kennenlernen möchten und ist auch in Zukunft für weitere Projekte vorstellbar.

Jugendliche auf Treppenstufen.
Die Kieler Jugendgruppe vor einem Gymnasium in Tallinn. Foto: Madita Kahlert.

Weshalb findest du internationale Arbeit wichtig?

Internationale Arbeit ist wichtig, da man manchmal eben auch über den „Tellerrand“ schauen muss, gerade in Bezug darauf, seinen Wohnort nachhaltig verändern zu wollen. Durch eine andere Sichtlage außerhalb seines Wohnortes findet man schnell Unterschiede und Anlaufpunkte was man verändern kann um noch effizienter, nachhaltiger oder besser zu werden. Interessant dabei ist der Einblick in ein ganz anderes Land. 

Man kann durch internationale Arbeit vieles lernen, entdecken, abgleichen und überdenken und so für eine bessere Stadt in der Zukunft sorgen, in dem man vieles mitnimmt und umsetzt. 

Was hat dich am meisten während deiner Zusammenarbeit mit Tallinn überrascht?

Am meisten überrascht hat mich während des Projekts, das das Zusammenarbeiten zwischen beiden Jugendlichen aus Kiel und Tallinn reibungslos geklappt hat. Als wir uns zum ersten Workshop getroffen haben in der Altstadt während es geregnet hat, waren alle sehr nett und das Aufteilen in Gruppen sowie das Intrigieren war problemlos. Wir waren vorher sehr aufgeregt, doch binnen Minuten konnte man eine Bindung und den entstandenen Kontakt verspüren und es hat gut geklappt.

Auch die Sprachbarriere, die vielen Sorge gemacht hat, war gar nicht so schlimm. Viele waren sich in ihrem Englisch nicht sicher und es gab auch Jugendliche aus Tallinn, die kaum Englisch sprachen, sondern Russisch. Trotz dessen hatten wir eine tolle Zeit und konnten uns austauschen und lernen. Man hat sich schnell Willkommen gefühlt und konnte seinen Interessen und Unterhaltungen nachgehen. Auch, dass wir viele gemeinsame Interessen haben, obwohl wir weiter auseinanderwohnen, hat mich überrascht.

Vier Jugendliche auf einer Aussichtplattform, Blick auf die Tallinner Bucht.
Die Kieler*innen auf dem Fernsehturm in Tallinn. Foto: Madita Kahlert.

Was würdest du anderen Engagierten, die ein internationales Projekt planen, mit auf den Weg geben?

Mit auf den Weg geben möchte ich die Erkenntnis, dass es sich auf jeden Fall lohnen ein Projekt zu planen und den Plan dann in die Realität umzusetzen. Ein internationales Projekt ist eine große Sache mit einer Menge Organisation, Zeit, Verantwortung und vielleicht auch Anspannung, aber die daraus resultierenden Ergebnisse und Erlebnisse sind durchaus bereichernd und interessant. Man sollte seine Ziele verfolgen und die Zeit auch genießen. Es ist eine tolle Möglichkeit, städtepartnerschaftlichen Austausch durch solche Projekte mit Leben zu füllen.

Besonders appellieren möchte ich an die jungen Leute, die mit dem Gedanken spielen so etwas umsetzen zu wollen und zu planen. Wir brauchen mehr engagierte junge Leute, die sich Herausforderungen stellenund Projekte auf die Beine stellen um frischen Wind und neue Ideen einzubringen und auch, um die Stadt und die internationale Arbeit voran zu bringen. Man ist niemals alleine, denn man kann sich immer Hilfe von anderen hinzuziehen, wie in meinem Fall. Der Schritt es zu wagen ist der Anfang und wenn man mit viel Interesse, Bereitschaft, Zeit und Durchhaltevermögen dabei ist, lassen sich tolle Erfolge sehen.


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