STadtpräsident*innenTheodor Lehmann (1824 - 1862)
* 22.11.1824 in Rendsburg
† 29.07.1862 in Kiel
Amtszeit
1861 - 1862
Theodor Lehmann wurde am 22. November 1824 in Rendsburg als Sohn eines Apothekers geboren. Er besuchte in seiner Heimatstadt die Gelehrtenschule, wurde aber der Schule verwiesen, weil er Probleme mit den Lehrern hatte. So wechselte Lehmann auf Schulen nach Hamburg.
1843 begann er in Berlin das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften und Geschichte, das er in Tübingen, Heidelberg und zuletzt in Kiel fortsetzte und hier auch 1849 sein juristisches Staatsexamen ablegte.
Ein politisch interessierter Student
Schon während seines Studiums engagierte sich Lehmann politisch. Sein Ziel, für das er sich einsetzte, war ein geeintes, freies Deutschland.
Es war für ihn selbstverständlich, an der schleswig-holsteinischen Erhebung teilzunehmen, zunächst als Freiwilliger in der Kieler Bürgerwehr, dann in der schleswig-holsteinischen Armee. Nach der verlorenen Schlacht von Idstedt gegen die Dänen im Jahr 1850 schied Lehmann aus der Armee aus und ließ sich 1851 in Kiel als Advokat am Oberappelationsgericht nieder.
Aktiv in der Kieler Stadtverordneten- und Holsteinischen Ständeversammlung
Lehmann war bald in Kiel und ganz Schleswig-Holstein bekannt, weil er als Rechtsanwalt brisante politische Fälle vor dem Flensburger Oberappelationsgericht erfolgreich für seine Mandanten vertrat und für die Schleswig-Holstein-Lauenburgische Gesellschaft an deren Jahrbüchern mitarbeitete. Außerdem war Lehmann kommunalpolitisch tätig. 1857 wurde er in die Kieler Stadtverordnetenversammlung gewählt, deren Vorsitzender er als Bürgerworthalter 1861/62 war.
Allseitig geachtet und als Gegner Dänemarks bekannt, wurde Lehmann 1859 Mitglied der Holsteinischen Ständeversammlung. Zusammen mit dem konservativen Politiker Baron Carl von Plessen-Scheel setzte er sich dafür ein, dass Dänemark sich in Bezug auf die Herzogtümer an die Abmachungen des Londoner Protokolls hielt. Sein Ziel war aber letztlich die Loslösung Schleswig und Holsteins von Dänemark, der Anschluss der Herzogtümer an Preußen und die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung.
Lehmann beteiligte sich 1859 an der Gründung des Deutschen Nationalvereins, in dem er tonangebend in der Schleswig-Holstein-Frage war. Es gelang ihm, Liberale und Konservative im Land für seine Pläne zu gewinnen und eine gemeinsame Front zu schaffen gegen die eiderdänische Bewegung, die beabsichtigte, Schleswig-Holstein bis zur Eider in den dänischen Staat zu integrieren.
Auf einer Kundgebung des Nationalvereins in Kiel im Januar 1861 sprach sich Lehmann öffentlich für die Trennung Schleswig-Holsteins von Dänemark und den Anschluss an ein geeintes Deutschland aus. Daraufhin wurde der Verein verboten und Lehmann wegen versuchten Hochverrats angeklagt, jedoch freigesprochen.
Am 29. Juli 1862 verstarb Theodor Lehmann mit erst 37 Jahren an einer Blinddarmentzündung.
Text: Christa Geckeler
Literatur
- Wetzel, Jürgen: Lehmann, Theodor Heinrich Wilhelm, in. Hans- F. Rothert (Hg.): Kieler Lebensläufe aus sechs Jahrhunderten, Sonderveröffentlichung der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 55, Neumünster 2006, Seite 200-202