Schwester Therese Blunck

Foto Schwester Therese Blunck
Schwester Therese Blunck | Foto: Stadtarchiv Kiel

Geboren am 9. Juni 1876 in Schipphorsterwohld

Therese Friederike Helene Blunck ist Wegbereiterin der schleswig-holsteinischen Fürsorgearbeit für „gefährdete Mädchen und Frauen“.

Ihr persönliches Merkmal ist der unbürokratische, direkte Dienst am Menschen. Sie legt den Grundstein für künftige diakonische Fürsorgeeinrichtungen.

Sie wird auf Gut Bothkamp im schleswig-holsteinischen Schipphorsterwohld geboren und wächst zusammen mit zwei Geschwistern in Langenreihe bei Wankendorf auf. Ihr Vater, ein Steinhauer, arbeitet als Tagelöhner auf Gut Bothkamp.

Therese träumt bereits früh davon, Schwester zu werden; auf Wunsch ihrer Eltern jedoch beginnt sie zunächst eine Schneiderlehre. Mit 18 Jahren tritt sie parallel in das Diakonissen-Mutterhaus in Altona ein und gewinnt dort einen Einblick in die Krankenpflege. Insgeheim gibt sie ihren Traum, Schwester zu werden, nicht auf. Schließlich kann sie ihre Eltern davon überzeugen, die Schneiderlehre abzubrechen, um in den diakonischen Dienst zu treten.

Therese Blunck kommt als junge Diakonissin nach Itzehoe, fühlt sich dort aber nicht wohl und wechselt nach Kiel ins Mutter- und Schwesternhaus des Deutschen Roten Kreuzes, dem sie bis zu ihrem Lebensende verbunden bleibt.

Sie arbeitet zunächst als Pflegerin für Männer in der Chirurgischen Klinik und findet später eine Anstellung im Städtischen Krankenhaus. Dort, auf der Station für Geschlechtskranke, lernt sie im Mädchenpavillon die Not junger Frauen kennen.

Die Schicksale und das Leid der Mädchen und jungen Frauen gehen ihr sehr zu Herzen. Sie kommt zu dem Schluss, dass hier besondere Hilfe nötig ist: Im Jahre 1908 mietet Therese Blunck eine kleine Stube in der Hafengegend an und gründet den Verein Kieler Mädchenheim e.V. Gleichzeitig übernimmt sie ab 1908 auch eine ehrenamtliche Fürsorgetätigkeit für das Polizeipräsidium Kiel.

Bald schon zeichnet sich ab, dass der Fürsorgebedarf größer ist als erwartet und die vorhandene Stube des Kieler Mädchenheim e.V. nicht mehr ausreicht. Therese Blunck mietet nun eine Etage in der Fleethörn; doch auch diese Räumlichkeiten bieten nur eine Zeit lang genügend Platz. Unermüdlich im Einsatz sammelt sie Spenden in Form von Geld, Mobiliar und Kleidung bei größeren Firmen und wohlhabenden Familien.

Der Verein Kieler Mädchenheim e.V. erhält keinerlei städtische oder staatliche Unterstützung, sondern trägt sich allein über Spenden und ehrenamtliche Arbeit. Mit Hilfe der Spenden gelingt es Therese Blunck im Jahr 1916, das Gebäude Gartenstraße 9 zu erwerben. Sie lässt das Haus den Bedürfnissen des Mädchenheimes entsprechend um- und später ausbauen.

Therese Bluncks mutiges Engagement für die Betreuung bedürftiger Frauen und Mädchen handelt ihr einerseits Kritik und Misstrauen, andererseits Anerkennung und Respekt ein. Insbesondere die städtischen Behörden beäugen ihr ungewöhnliches und selbstloses Handeln argwöhnisch, jedoch muss die Notwendigkeit ihrer Arbeit anerkannt werden. So kann sie auch immer wieder ehrenamtliche Helferinnen durch ihre Arbeit überzeugen und gewinnen.

Vier Frauen
DRK-Schwester Therese Blunck erfreute sich großer Beliebtheit | Foto: Stadtarchiv Kiel

1920 ist der Betreuungsbedarf für die in Not geratenen Mädchen und Frauen so umfassend geworden, dass Schwester Therese die ehrenamtliche Tätigkeit bei der Polizeifürsorge aufgibt und sich nunmehr ganz der Leitung des Kieler Mädchenheims widmet. Im Jahre 1928 kann sie das Nachbargrundstück Gartenstraße 11 hinzu kaufen und beschließt nach einiger Zeit der Planung und Beratung mit einem befreundeten Architekten, das dort befindliche Gebäude abzureißen.

So entsteht 1930 der Erweiterungsbau des Mädchenheimes als einer der ganz wenigen Neubauten zu dieser Zeit in Kiel. Inzwischen umfasst die Institution 100 Betten, und wieder zeichnet es sich ab, dass zusätzliche Kapazitäten nötig werden, da während des Zweiten Weltkrieges der Bedarf an Betreuungsplätzen weiter steigt.

Trotz langer, schwerer Krankheit bleibt Therese Blunck ihrer Arbeit vorbildlich treu und leitet noch vom Krankenbett aus die Geschicke des Mädchenheimes bis zu ihrem Tod. In ihrem Testament benennt sie die langjährige Mitarbeiterin Anneliese Pinn zur Nachfolgerin.

Sie stirbt am 16. Juni 1942 Kiel im Alter von 66 Jahren.

Zum Andenken an Therese Bluncks aufopferungsvolles Leben wird im Jahr 1947 in Kiel-Holtenau eine Straße nach ihr benannt: die Schwester-Therese-Straße.



(aus: Nicole Schultheiß: "Geht nicht gibt's nicht ..."
24 Portraits herausragender Frauen aus der Kieler Stadtgeschichte. Kiel 2007)