Umwelttipps: Saatgutvielfalt erhalten
Wer schon einmal selbst versucht hat Samen zum Keimen zu bringen, weiß genau, dass es nicht bei allen Samen gleich gut funktioniert. Denn: Saatgut ist nicht gleich Saatgut, sondern äußert sich in unglaublicher genetischer Vielfalt.
Das ist auch gut so. Schließlich bildet Saatgut die Grundlage für farben- und formreiches Obst und Gemüse, das auf unseren Tellern landet.
Gehen wir jedoch in den nächst gelegenen Supermarkt, begegnet uns häufig Einheitlichkeit statt Sortenvielfalt. So finden wir beispielsweise nur eine Handvoll verschiedener Kartoffelsorten, dabei gibt es weltweit über 4.000 verschiedene Kartoffelsorten. In Deutschland stehen bereits mehr als 1.000 traditionelle Gemüsesorten auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Kulturpflanzen. Saatgutvielfalt erhalten bedeutet folglich biologische Vielfalt zu fördern und zu erhalten.
Warum ist die Saatgutvielfalt gefährdet?
Der globale Markt für Saatgut wird zunehmend durch das Machtmonopol einiger weniger Konzerne beherrscht. Es entscheiden somit einige wenige Großunternehmen, welche Pflanzen gezüchtet, angebaut und unserer Ernährung dienen werden. Das kommerziell erhältliche Saatgut ist häufig nicht samenfest – ein großes Problem für die Landwirt*innen und Kleingärtner*innen, da sie nach der Ernte kein neues fruchtbares Saatgut reproduzieren können. Häufig spricht man in diesem Fall auch von Einwegsamen, weil sie sich für Nachzüchtungen nicht eignen.
Es geht damit bei den Anwender*innen auch das Wissen um Saatgutvermehrung verloren. Zudem wird bereits versucht, Saatgut mit neuen gentechnischen Verfahren zu verändern. Mit dem Beschluss von 2009 hat sich die Landeshauptstadt Kiel verpflichtet, die Ausbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen auf städtischen Flächen einzuschränken und somit die biologische Vielfalt zu schützen.
In der Onlineveranstaltung „Saatgutvielfalt – bunt und gentechnikfrei“ vom 26. Mai 2021 wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie jede*r im eigenen Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon das eigene Gemüse anbauen und Saatgut aus der Ernte gewinnen kann. Veranstalter*innen waren das Umweltschutzamt und Saat:gut e.V.
Barbara Maria Rudolf von Saat:gut e.V. stellte in einem virtuellen Rundgang das Projekt Saat:gut auf Christiansens Biolandhof in Silberstedt vor. Hier werden neue samenfeste Bio-Gemüsesorten entwickelt.
Eingeladen war außerdem Heinrich Thees vom Biohof Thees, aktives Mitglied im Saat:gut e.V., der die Einführung in das Thema Saatgutvielfalt bei Gemüse und einige bildergestützte Einblicke in die Saatgutgewinnung auf seinem Biohof in Mildstedtfeld gegeben hat.
Der Ablauf der zweistündigen Onlineveranstaltung hier noch einmal im Überblick:
Begrüßung und Einleitung: Nicoline Henkel, Umweltschutzamt, Barbara Maria Rudolf, Saat:gut e.V. Virtueller Rundgang durch das Projekt Saat:gut auf Christiansens Biolandhof in Silberstedt
Einblick in die Saatgutgewinnung: Heinrich Thees, Biohof Thees in Mildstedtfeld. Vielfältige Saatgutgewinnung auf dem eigenen Gärtnerhof, Vermehrung von regionalem und biologischem Gemüse
Austauschrunde: Herstellung, Verwendung und Ausbringung von Bio-Saatgut im eigenen Garten, Balkon oder auf der Terrasse. Welche Gemüsesorten gedeihen besonders gut auf dem Balkon und der Terrasse?
Bio-Saatgut: Tipps zur Herstellung, Verwendung und Ausbringung
1. Saatgutgewinnung
Die Saatgutvermehrung im eigenen Garten oder im Hochbeet kann ganz einfach sein: Hierfür können Sie eine Möhre ins Beet stecken und warten bis sie keimt, anwächst und Blüten bildet. Diese müssen schließlich dann nochmal ausgesät werden. Das Saatgut selbst kann auch gekostet werden, denn die unterschiedlichen Inhaltsstoffe kann man schon im Samen selbst herausschmecken!
2. Auch für Pflanzen gelten die Abstandsregeln
Bei der Bepflanzung von Beeten sollten Sie genügend Platz für jede Pflanze einplanen. Orientieren Sie sich bei den Pflanzenabständen immer an der Größe der Pflanzen zum Zeitpunkt der Ernte. Dementsprechend sollte zum Beispiel bei Salatköpfen der Abstand zum nächsten circa 25 Zentimeter betragen.
Haben Sie nur die sonnige Terrasse oder den Balkon zur Verfügung, müssen Sie dennoch nicht auf die Ausbringung von Bio-Saatgut verzichten. Salat kann auch in kleinen Töpfen gut gedeihen. Um langfristig frisches, knackiges Gemüse zu ernten, ist eine regelmäßige Nachpflanzung sinnvoll. Sie können beispielswiese alle vier Wochen fünf neue Pflanzen anpflanzen.
3. Dünge so wenig wie möglich und so viel wie nötig
Bei der Frage, wie häufig Ihre Pflanzen gedüngt werden müssen, werfen Sie einfach zuerst ein Auge auf die Größe der Blätter. Denn es gilt: Je größer die Blätter der Pflanze ist, desto mehr Nährstoffe benötigt sie. Behalten Sie hierbei immer im Blick, ob Sie Starkzehrer im Beet haben. Tomaten, Gurken, Zucchini und Kürbis sind typische Starkzehrer, da sie dem Boden während der Wachstumsphase besonders viele Nährstoffe entziehen. Um den Nährstoffbedarf zu decken und eine üppige Ernte zu erzielen, muss dementsprechend mehr gedüngt werden.
Bei Tomaten und Gurken ist Kompost als Düngemittel empfehlenswert. Der Einsatz von Kompost schont außerdem den Geldbeutel, die Umwelt und das Klima – ein Grund mehr, um auf Kompost zu setzen. Als weiterer organischer Dünger können Hornspäne eingesetzt werden. Diese sind für alle Pflanzen geeignet. Wir Kieler*innen können zudem von der Ostsee profitieren. Bei Ihrem nächsten Spaziergang am Strand nehmen Sie doch einfach etwas Seegras oder Seetang mit. Es eignet sich aufgrund der Inhaltsstoffe auch hervorragend als Düngemittel.
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Nicoline Henkel