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Wie können sich in einer Stadt auch diejenigen orientieren, die nur eingeschränkt oder nicht sehen können? Wie funktionieren eigentlich Bodenindikatoren und Taster an Ampeln? Wie schaffen wir eine Mobilität für alle?

Die Seite bietet Anworten darauf, wie barrierefreie Gestaltung in Kiel funktioniert. Für ein besseres gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme – für eine Mobilität für alle!

 


Wann werden Bodenindikatoren benötigt?

Beispiele und Einsatzbereiche
Innere und äußere Führungslinie als ständige Orientierung für Blinde und Sehbehinderte
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Überbrückung einer Führungslinie
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Auffangstreifen (Begrenzung einer begehbaren Fläche, zum Beispiel an Haltestellen)
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Auffindestreifen (als Beginn von Führungssystemen – in Längsrichtung verlegt; Noppenplatten zeigen, wo die Führungslinie beginnt)
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Führungslinie auf längeren Strecken
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Abzweigefelder (zeigen Richtungsänderung oder abzweigende Wegeführungen an)
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Sperrfläche (Rippenplatten parallel zum Bordstein)
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Richtungsfeld (Rippenplatten zum Bordstein ausgerichtet – gibt die Richtung vor, in die gequert werden muss)
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Einstiegsfeld (in Gehrichtung verlegte Rippenplatten führen zum Einstieg – das große Feld markiert den Einstieg in den Bus)
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Aufmerksamkeitsfeld seitlich einer Führungslinie (weist auf ein seitliches Ziel hin – hier eine Querungsstelle)
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Warnfeld (bei Treppen oder Hindernissen)
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Trennstreifen (aus Kleinpflaster)
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Kriterien für Bodenindikatoren

Bodenindikatoren werden nur dort eingesetzt, wo eine natürliche Leiteinrichtung fehlt. Häufig sind Grünstreifen, Hauswände oder eine taktile Gehweggestaltung für eine Führung ausreichend. Deswegen gibt es keine flächendeckende Verwendung von Bodenindikatoren, sondern nur in folgenden Situationen:

  • unübersichtliche Verkehrssituationen
  • Sicherheit beim Überqueren von Fahrbahnen
  • bei besonderen Wegesystemen für Blinde und Sehbehinderte
  • an ÖPNV-Haltestellen
  • zu öffentlichen Einrichtungen
  • Führung in Fußgänger*innenbereichen & Mischverkehrsflächen
  • an Hindernissen und erforderlichen Abgrenzungen
  • an Treppen
  • als Trennelement zu baulichen Radwegen

 


Hindernisse auf Gehwegen und Bodenindikatoren

 
Halten vor einem Richtungsfeld für Blinde blockiert ihren Weg.

Die inneren und äußeren Führungslinien sowie zusätzlich die Bodenindikator*innen dienen Blinden und Sehbehinderten zur Orientierung. Sie sollen immer freigehalten werden!

Für nicht oder nur gering eingeschränkte Personen ist das Umgehen von Hindernissen auf Gehwegen unpraktisch, aber meistens irgendwie machbar. Blinde und Sehbehinderte werden dadurch allerdings erheblich eingeschränkt: Sie müssen Hindernissen umständlich ausweichen und sich zunächst neu orientieren. Im schlimmsten Fall führen Gegenstände sogar zu einem Sturz.

Helfen Sie mit und halten Sie Gehbereiche, Querungsstellen und insbesondere Bodenindikatoren frei von Fahrrädern, E-Scootern, Mülltonnen und Autos.

Das Parken mit Kfz auf Bodenindikatoren bedeutet meist eine Behinderung oder Gefährdung und ist mit einer Geldbuße sowie einem Punkt bewährt.


Orientierung an Ampeln für Blinde und Sehbehinderte

 

Neue und bestehende Ampeln werden nach und nach barrierefrei umgebaut. Das beinhaltet nicht nur differenzierte Borde, sondern auch akustische und taktile Taster.

Durch das akustische Signal können Blinde und Sehbehinderte den Weg zur Ampel und zur Querungsfurt finden und unterscheiden, ob es "Grün" oder "Rot" ist. Zusätzlich vibrieren die Taster. 

Sie bieten allerdings noch viele weitere Funktionen: Die Pfeiltaste auf der Unterseite des Tasters gibt an, in welche Richtung gequert werden muss. Außerdem zeigen die neueren Modelle seitlich den Fahrbahnaufbau und damit auch, wie lang die Querung ist und ob diese unterbrochen ist. Ein voller Kasten zeigt eine Fahrbahn, zwei Punkte einen Radweg. Ein Oval mit Punkt, ob eine Mittelinsel vorhanden ist. Achten Sie mal drauf!

Und übrigens: Das Drücken der (Pfeil-) Taste hat keine Auswirkungen darauf, wie schnell es grün wird. Die nächste Grünphase für Fußgänger*innen kann sogar etwas länger auf sich warten lassen. Dafür dauert sie dann lange genug, dass auch blinde Menschen genügend Zeit haben, die Straße vollständig zu überqueren. 

Mehr Informationen zu Ampeln

Ein Ampel-Taster der neuesten Generation: Unten die Pfeiltaste, an der linken Seite der Straßenaufbau und an der Stirnseite die Vibrator-Drucktaste für eine taktile Freigabe.


Differenzierte Bordsteine für Mobilitätseingeschränkte und Blinde

 
Differenzierte Borde im Jungfernstieg, das heißt mit Nullabsenkung und 6 Zentimeter hohem Bord

Früher wurde für eine barrierefreie Querungsmöglichkeit immer eine Absenkung der Bordsteine auf Fahrbahnniveau vorgenommen. Heute werden im Regelfall "differenzierte Borde" verwendet.

Differenziert deshalb, weil sie zwei unterschiedliche Querungsmöglichkeiten anbieten. Einerseits eine Absenkung auf Fahrbahnniveau (sogenannte Nullabsenkung) für Mobilitätseingesschränkte, wie Menschen mit Rollstühlen, Rollatoren oder Kinderwagen, sowie andererseits eine Bordsteinabsenkung auf 6 Zentimeter für Blinde

Die Differenzierung ist erforderlich, weil blinde Menschen bei einer Nullabsenkung übermäßig gefährdet werden, da die Übergänge dann nur schlecht zu erfassen sind.

Dort, wo die Platzverhältnisse keine differenzierten Borde zulassen, wird als Kompromiss eine einheitliche Absenkung auf 3 Zentimeter vorgenommen. Idealerweise mit einer abgerundeten Kante, sodass Rollen gut über den Bordstein kommen. Diese Höhe ist zudem gerade ausreichend, um sie mit einem Blindenlangstock erfassen zu können.


Taktiler Trennstreifen zu Fahrradwegen

 
 

Damit Sehbehinderte und Blinde nicht aus Versehen über den Radweg laufen und damit gefährdet werden, werden zwischen Geh- und Radwegen taktile Trennstreifen eingebaut.

Diese taktilen Trennstreifen sind mit einem Langstock oder auch bei einem Tritt darauf gut zu erfassen. Sofern sie weiß bzw. kontrastreich ausgestaltet sind, sind sie teilweise auch gut für Sehbehinderte zu erkennen. Sie rufen zudem beim Überfahren mit dem Fahrrad Erschütterungen hervor und reduzieren damit regelwidrige Fahrten auf dem Gehweg und tragen zur Sicherheit aller bei.

Trennstreifen werden unterschiedlich ausgeführt: Auf längeren Strecken präferiert mit drei Reihen Kleinpflaster (Natursteine), an stark frequentierten oder unübersichtlichen Bereichen mit weißen Betonsteinen mit großen Noppen –  im Bestand häufig noch mit kleinen weißen Rippensteinen. Reguläre Noppensteine dürfen hier nicht verwendet werden.

Die drei Reihen Kleinpflaster grenzen den Gehweg taktil vom Radweg ab. Damit laufen Sehbehinderte und Blinde nicht ungesichert über den Radweg und Radfahrer*innen fahren seltener über den Gehweg.


Kontakt

Landeshauptstadt Kiel
Tiefbauamt
Fleethörn 9, 24103 Kiel

Till Zeyn (Fußverkehrsbeauftragter)

0431 901-5368