Falken im Rathausturm

Kiel macht sich stark für den Klima- und Umweltschutz. Dazu gehört auch der Artenschutz. Und der findet unter anderem im Rathausturm statt. Denn dort befindet sich ein Falkennistkasten. Dank unserer Webcam haben Sie die Möglichkeit, live am Familienleben der Falken teilzunehmen - tagsüber in Farbe, nachts mit Infrarotlicht.

Einblicke - Turmfalken im Rathausturm

Am 26. April legte das Weibchen das erste Ei. Bis zum 5. Mai folgten vier weitere Eier. 

Am 29. Mai - passend zum Vatertag -  schlüpfte das erste Küken. Bis zum 1. Juni pickten sich drei weitere Küken aus ihren Eiern. Das fünfte Ei war offensichtlich unbefruchtet.

Inzwischen scheinen alle jungen Falken den Sinn und Nutzen ihrer Flügel für sich entdeckt zu haben und verlassen für einen längeren oder kürzeren Flug den Nistkasten. Sie kommen aber immer wieder zurück. Und manchmal verbringen sie dort die Nächte gemeinsam. 

Noch versorgen die Alttiere den Falkennachwuch am Turm. Aber die Jungfalken werden immer selbständiger Und es dauert nicht mehr lange, bis sie ihren Geburtsort verlassen.

Falls Sie die jungen Luftakrobaten einmal live sehen wollen: Die beste Sicht auf das Einflugloch im Rathausturm haben Sie vom Parkplatz Waisenhofstraße.

Sie haben Fragen zum Nistkasten? Hier sind die Antworten

Der Nistkasten im Kieler Rathausturm wird seit 2016 regelmäßig von Falken als Brutplatz genutzt. Von 2016 bis 2021 von Wanderfalken. Ab 2022 von Turmfalken.

Das lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen. Falken sind in der Regel ortstreu, das heißt sie kehren in jedem Jahr zu ihrem Nistplatz aus den Vorjahren zurück.

Es kann aber auch sein, dass ein anderes Paar den Nistkasten übernimmt. Revierkämpfe sind - auch aufgrund schwindender Nistmöglichkeiten - üblich.  Es ist auch möglich, dass eines der Elterntiere verstirbt. Dann suchen sich die verbliebenen Partner oft neue Reviere.

Von 2016 bis 2021 beispielsweise brüteten Wanderfalken im Nistkasten. 2022 verschwand das Paar spurlos. 

Es ist also nicht sicher, dass der Nistkasten in jedem Jahr von demselben Paar genutzt wird.

Das lässt sich nicht genau festlegen. Viele Faktoren können diesbezüglich Einfluss nehmen. In der Regel beginnen die Weibchen zwischen März und April mit der Eiablage. Es ist aber auch möglich, dass das Weibchen erst im Mai oder später mit der Eiablage beginnt.

Die Eier werden im Abstand von zwei bis drei Tagen gelegt. Eine Gelege kann aus bis zu fünf, manchmal auch sechs Eiern bestehen.

Der eigentliche Brutvorgang beginnt erst mit dem letzten Ei. Vorher werden die Eier lediglich warmgehalten. Ist das letzte Ei gelegt, erhöht das Weibchen ihre Körpertemperatur für den Brutvorgang. Erst dann beginnt die embryonale Entwicklung der Küken. So ist gewährleistet, dass die Küken nach drei bis vier Wochenfast gleichzeitig schlüpfen.

Der Terzel ist übrigens nicht in der Lage zu brüten. Er kann die Eier lediglich warm halten, was auch als "hudern" bezeichnet wird.

Die jungen Falken werden sehr schnell groß. Nach vier bis fünf Wochen sind sie bereits flügge. Dann bleiben sie inder Regel noch einige Wochen in der Nähe des Nistkastens bevor sie das Revier endgültig verlassen (müssen).  

Nein. Die Kamera filmt mit Infrarotlicht. Dieses Licht können die Falken nicht wahrnehmen und wird daher auch nicht als Störung empfunden.

Der Nistkasten im Rathausturm wird einmal im Jahr gereinigt. In der Regel im Dezember oder Januar.

Bei der Reinigung wird darauf geachtet, dass sich über einen Zeitraum von mehreren Tagen keine Falken in der Umgebung des Turmes aufhalten, um diese nicht zu verscheuchen, da männliche Falken (Terzel) bereits im Winter mit der Nistplatzsuche beginnen. Als sogenannte brutplatztreue Art oft die Plätze aus dem Vorjahr. Zum Jahresanfang locken die Terzel die Weibchen dann zum ausgewählten Nistplatz. Wird dieser vom Weibchen angenommen, beginnt im Frühjahr die Balz. 

Um eine Störung der Vögel möglichst gering zu halten, wird die Reinigung im Winter durchgeführt.

Das alte Häckseleinstreu und verhärtete "Hinterlassenschaften" der Falken werden entfernt. Der Kasten wird dann gründlich ausgefegt und neues Häckselstreu verteilt. Auch die Kamera wird bei der Gelegenheit geputzt und gegebenenfalls neu justiert.

Falken bauen keine eigenen Nester und bezeiehen in der Natur verlassenen Krähennester oder Felsen zur Brut. Dass diese vorher von anderen Vögerln genutzt wurden, stört die Falken nicht. So verhält es sich auch im Nistkasten.

Das Tauben oder andere Vögel den Kasten "zwischenutzen" ist nicht vermeidbar, stellt aber keinen Nachteil dar, da die Falken selbst auch nicht "stubenrein" sind.

Falken gehören gemäß Bundesnaturschutzgesetz, wie alle Greifvögel, zu den besonders geschützten Arten. Demnach gelten für sie unter anderem die Normen des § 44 BNatSchG. Demnach dürfen Fortpflanzungsstätten, bei denen eine regelmäßige Nutzung – auch bei winterlicher Abwesenheit – zu erwarten ist, nicht beeinträchtigt oder entfernt werden. Ein Verschließen des Nistkastens würde eine solche Beeinträchtigung darstellen.

Darüberhinaus konnte beobachtet werden, dass der Terzel den Nistkasten im Winter gerne für ein kurzes Schläfchen nutzt. Dies sei ihm gegönnt.


Kleiner Steckbrief: Der Turmfalke

Turmfalken (lateinisch Falco tinnunculus) haben sich hervorragend an das Leben in Siedlungsräumen angepasst, wie auch schon ihr deutscher Name belegt. Ursprünglich nisteten Turmfalken in alten Baumhöhlen. 2007 war der Turmfalke Vogel des Jahres. Der Bestand wird auf circa 55.000 Paare geschätzt. 

Die durchschnittliche Körperlänge der männlichen Turmfalken (auch "Terzel" genannt) beträgt etwa 34 Zentimeter, bei den Weibchen circa 36 Zentimeter. Das Männchen weist eine Flügelspannweite von etwa 75 Zentimetern auf, beim Weibchen sind es etwa 76 Zentimeter.

Unterscheiden lassen sich die Geschlechter auch durch die Kopffärbung. Beim Männchen ist der Kopf grau, beim Weibchen rotbraun-gebändert.

 Charakterisch für den Turmfalken ist der sogenannte “Rüttelflug”, bei dem der Vogel ohne Vorwärtsbewegung im Flug auf einer Stelle bleibt, um Beute - in der Regel Kleinnagetiere, wie zum Beispiel Mäuse oder Ratten - zu suchen und sich von dort aus auf sie zu stürzen. 

Ein Turmfalkenweibchen am Dach des Rathausturmes
Das Weibchen vor dem Einflugloch des Nistkastens
1/5
Ein f´liegender falke
Das Weibchen im Flug
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Zwei Turmfalken
Das Männchen (Terzel) umkreist das Weibchen.
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Zwei Turmfalken
Paarung am Rathausturm
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Ein Turmfalke mit zwei eiern im Nistkasten
14. April 2024: Das zweite Ei
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Quellen:

2016 bis 2021: Wanderfalken zu Gast im Rathausturm

Von 2016 bis 2021 zog ein Wanderfalkenpaar insgesamt zehn Jungtiere dieser seltenen Falkenart auf.


Zwei junge Wanderfalken
Zwei junge Wanderfalken aus der Brutsaison 2020 vor dem Nistkasten.
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Ein Wanderfalke mit gespreizten Flügeln
Wanderfalken haben eine Flügelspannweite von bis zu 115 Zentimetern.
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Ein Wanderfalke landet am Nistkasten
Elegante Landung
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Ein junger Wanderfalke
Ein junger Wanderfalke der Brutsaison 2020 erkundet flatternd seinen Brutfelsen - den Rathausturm.
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Ein Wanderfalke im Flug
Im Flug.
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Ein sich putzender Wanderfalke.
Wanderfalken putzen sich oft und ausgiebig.
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Wissenswertes über Wanderfalken

Der Wanderfalke (Falco peregrinus) ist mit einer Körperlänge von 50 Zentimetern, einer Flügelspannweite von etwa 115 Zentimetern und einem Gewicht von 1.100 bis 1.300 Gramm die zweitgrößte Falkenart.

Typisch für Wanderfalken ist das schwarz-weiß gebänderte Brust- und das dunkelgrau-blau gefärbte Rückengefieder. Die schwarzen Backenstreifen sind bei jedem Tier anders ausgeprägt und machen sie daher wiedererkennbar. Die Jungvögel haben ein braunes Brustgefieder mit schwarzen Bändern beziehungsweise “Tropfen”. Im Vergleich zu den Alttieren verläuft die Bänderung nicht quer sondern längs. Auch sind die Backenstreifen deutlich schmaler.

Von Natur aus bauen die scheuen Greifvögel keine eigenen Nester, sondern brüten auf Felsen, auf Bäumen (überwiegend in Nestern von Krähen), hohen Gebäuden, Türmen und Schornsteinen und auf den unbewohnten Inseln der Nordsee sogar auf dem Erdoden.

Der Wanderfalke ist das schnellste Lebewesen der Welt. Bei der Jagd stürzt er sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Stundenilometern auf ihre Beute - vornehmlich Vögel.

Diese Eigenschaften schützen die Wanderfalken allerdings nicht davor, Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre beinahe auszusterben. Der Einsatz von Pestiziden wie DDT ließ die Eierschalen dünn werden, so dass sie direkt nach der Eiablage zerbrachen. Die Entnahme von Eiern und Jungtieren aus den Nestern sowie der Schwund des natürlichen Lebensraumes taten ihr Übriges, um den Bestand zu dezimieren. 1975 gab es schätzungsweise nur noch 50 Brutpaare vorwiegend in Süddeutschland.

Dank strenger Schutzmaßnahmen konnte sich der Bestand erholen, so dass die Art von der Roten Liste gestrichen wurde, ist aber mit geschätzten 1.000 Brutpaaren in Deutschland noch sehr fragil.

Der Nistkasten im Rathausturm wird seit vielen Jahren ehrenamtlich von Mitgliedern der AG Wanderfalkenschutz Schleswig-Holstein betreut, die den Kasten nach erfolgter Brut und Ausflug der Jungvögel inspizieren, säubern, aber auch "abgestürzte" Jungvögel wieder zurück auf den Turm bringen.  Ziel der AG ist es, den Bestand der in Schleswig-Holstein immer noch seltenen Wanderfalken durch das Aufstellen von Nistkästen zu Stabilisieren und weiter auszubauen. 

Quellen

Helen MacDonald: Falke - Biographie eines Räubers; C.H.Beck-Verlag



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